[67] Charwoche, die Woche vor Ostern, geweiht der Feier der letzten Momente in dem Erdenleben des Erlösers: des Einzugs in Jerusalem, des Ostermahles, der Todesangst am Oelberge, der Gefangennehmung, Verurtheilung, Geißlung, Krönung. Kreuzigung. Grablegung und Grabesruhe. Den höchsten Grad der Feier entfaltet die Kirche an den letzten 3 Tagen: an dem grünen oder hohen Donnerstage, dem Charfreitage und Charsamstage; alle Ceremonien und Anordnungen athmen tiefe Trauer und hohe Würde, bewegen zum ernsten Nachdenken, erschüttern und zerknirschen, richten aber den Gebeugten immer wieder auf durch die Hinweisung auf den Erlösungstod, den der Heiland für die Sünder gestorben ist. Festtage im eigentlichen Sinne des Wortes sind die Charwochentage in der kath. Kirche nicht, weil die Erinnerung an das Leiden des Heilands und den Frevel der Menschen jede Aeußerung der Freude verbannen muß; die Feier gibt sich vielmehr kund durch die Unterlassung aller nicht nothwendigen Arbeiten, das Unterbleiben der Märkte, Gerichte und anderer öffentlichen Geschäfte, durch strengeres Fasten, Betstunden, durch das Verstummen der Glocken, der Gesänge, der Orgel, durch Beseitigung des Schmucks an den Altären, endlich durch die gottesdienstliche Feier und die verschiedenen Ceremonien, die mit derselben verbunden sind. In den ältesten Zeiten hieß die Leidenswoche die große Woche, weil der Menschheit in derselben so viele und große Wohlthaten zu Theil wurden; die Benennung C. wird verschieden erklärt: von dem griech. Worte Charis, Gnade, dem lat. carus theuer, dem lat. carere, entbehren, fasten oder einem altdeutschen Kar, Marter oder Char, Klage od. Gara, Zurüstung.