[878] Charwoche (vom althochdeutschen Chara, Leiden, Klage) od. Heilige Woche, die Woche vor Ostern, dem Andenken an Jesu Leiden u. Tod gewidmet. In der Katholischen Kirche kündigt schon während der ganzen Fastenzeit die Kirche Stille u. feierlichen Ernst an, am Palmsonntage, Chardienstage, Charmittwoche u. Charfreitage wird die Leidens- u. Todesgeschichte Jesu aus den 4 Evangelisten vorgelesen. Seit Constantin dem Gr. wird bes. der Charfreitag gefeiert; er heißt Stiller Freitag, von der Ruhe u. Stille, die an ihm herrschen soll; der Gute Freitag od. Dies absolutionis wegen der feierlichen Ankündigung der Sündenvergebung u. Lossprechung der Büßenden, die an diesem Tage in der alten Kirche gewöhnlich war, auch Bluttag, Martertag, weil Jesus an diesem Tage gekreuzigt wurde. Er wurde mit bes. strengem Fasten, feierlicher Sündenvergebung, Verlesung der Leidensgeschichte nach Johannes, Weglassung des Introitus, der Acclamationen, Intonationen, Doxologien etc. aus der Liturgie, Schweigen der Glocken u. Orgel, Unterlassung des sonst gewöhnlichen Kniebeugens bei Gebet, Albendmahl (mit etwas abweichender Administration, indem die Elemente nicht erst consecrirt, sondern von der letzten Consecration dazu aufbewahrt wurden), Entfernung der Altarbekleidung u. Zierrathen, Verhüllung u. spätere Enthüllung des Kreuzes, kirchlich gefeiert, wozu auch später noch Aufzüge, Processionen mit dem Kreuze, dramatische Darstellungen der Leidensgeschichte u. des Leichenbegängnisses Jesu (vgl. Passionsspiele) kamen. Das Meiste von diesen Gebräuchen ist noch jetzt in der Griechischen u. Römisch-katholischen Kirche vorhanden. In letzterer sind Priester, Altar etc. schwarz bekleidet, das Hochwürdigste auf einem Seitenaltar zur Anbetung ausgestellt, wozu an vielen Orten ein, das heilige Grab vorstellendes Gerüst aufgerichtet wird. Doch gilt der Charfreitag in der Katholischen Kirche nicht für einen hohen Feiertag, wie in der Protestantischen, wo er, mit Ausnahme der Schottischen Nationalkirche, als ganzer Feiertag sehr ernst begangen wird. Auch ist in manchen Landeskirchen der Bußtag auf den Charfreitag verlegt. In den reformirten Cantonen der Schweiz wird er nur als halber Feiertag begangen. Der Charsamstag (Heiliger Sabbath), der Tag der stillen Ruhe Jesu im Grabe, wird in der Katholischen Kirche durch Lesungen aus dem Alten Testamente, Gebete, durch Weihung des Feuers, der Osterkerze, des Taufwassers etc. begangen.