Franz I. [2]

[776] Franz I. (Joseph Karl) als Kaiser von Oesterreich, als römisch-deutscher Kaiser Franz II., geb. den 12. Februar 1768 zu Florenz, Sohn des Großherzogs Leopold von Toscana und nachherigen Kaisers Leopold II., lebte seit 1784 in Wien bei seinem kaiserlichen Oheim Joseph II., dem sein Vater den 20. Febr. 1790 auf dem Throne folgte u. ihn d. 1. März 1792 seinem Sohne als F. II. hinterließ. Schon d. 20. Apr. 1792 wurde ihm von dem revolutionirten Frankreich der Krieg erklärt, der 1797 durch den Frieden von Campo Formio endigte. Frankreichs Willkür bewirkte 1799 einen neuen Krieg, in welchem zuletzt die Schlachten von Marengo u. Hohenlinden zum Frieden von Luneville 9. Febr. 1801 führten. Im J. 1804 den 7. Dezbr. nahm F. II. den Titel als österr. Erbkaiser an; seine unglücklichsten Kriege führte er 1805 (Ulm 14.–17. Octbr., Austerlitz 2. Dezbr.) und 1809, obwohl in dem letzteren sich die Kraft Oesterreichs in der Art kund gab, daß es nur dem Genie Napoleons u. seiner Uebermacht zu siegen möglich war. Politische Rücksichten bestimmten F. I. seine Tochter 1810 mit Napoleon zu vermählen, als dieser jedoch bei den Friedensunterhandlungen zu Prag seine Uebermacht behaupten wollte u. Oesterreichs Vermittlung zurückwies, erklärte ihm F. I. den Krieg und gab durch seine Heere den Ausschlag; Oesterreich ging aus diesem Kampfe mit erstarktem Einflusse hervor und gewann eine compacte Gestaltung seines großen Ländergebiets. Nach 1815 war F. I. die Hauptstütze der Rohe u. Ordnung in Europa; als entschiedener Feind aller Revolution intervenirte er 1821 in Sardinien u. Neapel, 1831 im Kirchenstaate, während es sonst sein Hauptbestreben war, die dem Wohlstande des Reichs durch die langen Kriege geschlagenen Wunden zu heilen und die Künste des Friedens auf jede Weise zu fördern. Er vereinigte Herablassung mit Würde, Ernst mit Milde, war allen seinen Unterthanen zugänglich und deßwegen von denselben wie ein Vater geliebt und verehrt; er st. 2. März 1835.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 776.
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