[47] Sardinien, ital. Sardegna, bei den alten Griechen Sardo, bei den Römern Sardinia, 439 QM. große Insel im mittelländ. Meere, von Corsica durch die klippenreiche Bonifaciusstraße getrennt, ist von einem Hauptgebirge durchzogen (höchste Spitze der Gennargentu von 5552'), wohlbewässert, hat fast tropisches Klima in den Thälern und ist fruchtbar an mannigfaltigen Erzeugnissen des Südens, theilweise aber noch schlecht angebaut; Ausfuhrgegenstände sind namentlich Wein, Oel, Getreide, Fische, Korallen. Die Zahl der E. beläuft sich auf 550000; sie sprechen einen eigenen ital. Dialect, sind stark u. wohlgebildet. Kirchlich ist S. in 3 Erzbisthümer und 8 Bisthümer eingetheilt, politisch in die 3 Generalintendanzen Cagliari, Nuoro und Sassari mit 11 Provinzen; Hauptstadt ist Cagliari. S. war in alter Zeit von den libyschen Jolaern, von den iberischen Sarden und im Norden von Ligurern bewohnt; Etrusker, Phönicier und Phokäer gründeten gleichfalls Niederlassungen. Um 500 v. Chr. bemächtigten sich die Karthager der Insel, diesen nahmen sie 228 v. Chr. die Römer ab; S. wurde von den Vandalen im 5. Jahrh. erobert, durch Belisar an das byzant. Reich gebracht, dem es um 720 die Saracenen entrissen. Die Sarden warfen das Joch der Moslemin ab, unterlagen aber wieder im 9. Jahrh., bis 1022 die Pisaner S. eroberten. S. empörte sich mehrmals gegen die neuen Herrscher, hatte im 12. Jahrh. kurze Zeit eigene Könige (Boruson von Arborea, Enzio, Sohn Kaiser Friedrichs II), fiel 1323 in die Gewalt Aragoniens u. blieb span. bis 1713. wo es im Frieden von Utrecht an Oesterreich abgetreten wurde; 1720 tauschte es Oesterreich gegen Sicilien an Victor Amadeus II. von Savoyen ein u. S. verblieb seitdem dieser Dynastie. (Vergl. Albert della Marmora »La Sardaigne« Paris 1839.)