Hebbel

[244] Hebbel, Friedrich, dramat. Dichter, geb. 1813 zu Wesselburen im Dithmarschen, studierte seit 1835 zu Heidelberg und München, lebte alsdann zu Hamburg und Kopenhagen, seit seiner Reise in Italien zu Wien. Seine Dichtungen offenbaren ein herrliches Talent voll Originalität und Consequenz in Gestaltung der Charaktere, eine kraftvolle Sprache, dagegen anderseits einen Hang zum Absonderlichen und Ungeheurlichen, eine Krankheit des sittlichen Empfindens, die sich in den jüngsten Stücken bis zum Cynismus steigerte und dieselben, zumal bei dem großen Mangel an Rücksicht auf Darstellbarkeit, ganz ungenießbar und verwerflich zu machen droht. Die »Genovefa« gilt künstlerisch für das schwächste, sittlich dagegen als das würdigste Stück, denn man findet, daß z.B. in der »Judith« (1841) Holofernes eine wahre Bestie, in »Maria Magdalena«, einem bürgerlichen Trauerspiel, welches stark an Schillers Kabale und Liebe erinnert und die gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart behandelt, Klara zu verworfen sei, um mehr als Abscheu einzuflößen. »Herodes u. Mariamne« (Wien 1850) ist überreich an Blut, Mord u. Schande, das Lustspiel »Der Diamant« wurde »geradezu ein thierisches« genannt. H.s lyrische. Gedichte sind unbedeutend. Vergl. sein »Wort über das Drama« (Hamb. 1843) nebst C. Barthel: Die deutsche Nationalliteratur der Neuzeit, Braunschweig 1851.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 244.
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