[257] Heilig, von Heil, lat. sanctus, kann alles genannt werden was Gott angehört oder Seinem Dienste besonders geweiht ist; in Bezug auf Gott selbst ist h. gleichbedeutend mit göttlich, vollkommen, in Bezug auf die Menschen mit sündlos, in Gott lebend, selig. In der Bibel- und Kirchensprache werden besonders das Volk Israel u. die Christgläubigen h. genannt. Die kathol. Kirche lehrt in ihrem 9. Glaubensartikel eine Gemeinschaft der Heiligen, näher eine Verbindung der Christgläubigen auf Erden 1) mit den Seelen im Fegfeuer und 2) mit den Seligen des Himmels, den Heiligen im engern Sinne, u. Engeln, welche 3 Klassen von Gläubigen zusammen den Organismus der Einen christl. Kirche ausmachen, dessen Haupt Christus ist. Vergl. darüber sowie über die Heiligsprechung die Art. Beatification, Canonisation, Fegfeuer, Fürbitte, Kirche. Heiligenverehrung empfiehlt das Tridentinerconcil in Uebereinstimmung mit der ältesten Kirche, weil die Heiligen im Himmel mit Christus herrschen u. uns durch Fürbitten zu unterstützen vermögen, aber 1) wird dies nur empfohlen und nicht befohlen und 2) sollen die Heiligen nicht gleich Gott angebetet (adoratio), sondern als Lieblinge Gottes und Helden des sittlichen Willens nur mehr als irgend ein Mensch auf Erden verehrt und nachgeahmt werden (veneratio). Damit hängt zusammen, daß gemäß der Kirchenlehre nicht etwa die Reliquien u. Bilder als solche, sondern die Heiligen in ihren Reliquien u. Bildern verehrt werden sollen (vergl. Bilder). Uebrigens kannten die griech. u. röm. u. kennen die mohammedan. u. indischen Religionen Wallfahrten u. Heilige in ihrem Sinne u. dem vielbesprochenen modernen »Cultus des Genius« liegt abgeblaßt u. verzerrt die Idee der Heiligenverehrung zu Grunde.