Heinrich IV. [1]

[261] Heinrich IV., Sohn des Vorigen, geb. 1050, bereits 1054 deutscher König, d.h. zum Nachfolger seines Vaters erklärt, folgte demselben 1056 unter der Regentschaft seiner Mutter Agnes. Die unzufriedenen Großen entführten ihn seiner Mutter und bemächtigten sich so der Regentschaft; der Erzbischof Adalbert überließ den Jüngling dem Zuge seiner wilden Leidenschaft, so daß der Bürgerkrieg fast mit H.s Selbstregierung begann. H. IV. verfeindete sich persönlich mit den meisten Großen, wollte das Herzogthum Sachsen unterdrücken und durch Einführung eines schwäb. u. fränk. Lehensadels niederhalten. Seinen Sieg über die aufgestandenen Sachsen mißbrauchte er mit treuloser Härte, gerieth aber 1076 mit Papst Gregor VII. in Feindschaft. Wie alle Päpste wirkte dieser der kaiserl. Allgewalt entgegen u. fand wie sie in den deutschen Fürsten bereitwillige Bundesgenossen; überdies war Gregor VII. sowohl durch das Privatleben des Kaisers als durch die Verwahrlosung der Kirche in Deutschland zu seinem Einschreiten vollständig berechtigt. In dem großen Kampfe wurde Italien u. Deutschland verwüstet; weltliche u. geistliche Große wechselten ihre Partei, je nachdem es ihr Vortheil war oder schien. Von 1077–95 bekriegte und besiegte H. seine Gegenkönige, zog 2mal verheerend nach Italien, konnte jedoch Rom gegen die Normannen nicht behaupten. Sein ältester Sohn Konrad ließ sich von der Gegenpartei des Vaters zum Gegenkönige aufstellen, unterlag aber 1096, doch der zweite Sohn, Heinrich, wiederholte den Abfall u. setzte seinen Vater gefangen. Dieser entkam; fand bei dem Herzog von Lothringen u. den Städten Beistand, st. aber vor dem Ende des neuen Kriegs den 7. August 1106 zu Lüttich; nach 5 Jahren fand seine Leiche Lossprechung vom Banne u. ein Grab im Dome zu Speier.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 261.
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