[262] Heinrich IV., geb. 4. Dezbr. 1553 zu Pau in Béarn, Sohn Antons von Bourbon (vergl. Bourbon) u. der Johanna dʼAlbret, der Erbtochter von Navarra und Béarn, wurde protestantisch erzogen, durch die Bartholomäusnacht gezwungener Katholik, entfloh 1576 aus Paris und stellte sich an die Spitze der Hugenotten. Nach dem Tod des Herzogs von Alençon und der Ermordung Heinrichs III. war er durch seine Geburt zur Thronfolge berechtigt, allein das kath. Frankreich, das in der Stadt Paris seinen unbezwinglichen Halt hatte, anerkannte den Hugenotten nicht, obwohl derselbe über den letzten Guisen (den Herzog von Mayenne) und die verbündeten Spanier wiederholt siegte. Deßwegen wurde er 1593 wieder katholisch, worauf ihm auch Paris huldigte. Den Krieg mit Spanien endigte ein billiger Friede, den Bürgerkrieg 1598 das Edict von Nantes, das den Hugenotten nicht [262] nur Gewissensfreiheit sondern auch eine durch eigene Gerichtsbarkeit und feste Plätze gedeckte Sonderstellung im Staate sicherte. Sein Privatleben war nichts weniger als tadellos, seine Verwaltung u. Regierung jedoch vortrefflich. Unter ihm schritt die durch die Hugenottenkriege unterbrochene Machtentwicklung Frankreichs wieder fort u. er nahm auch die Plane Franz I. gegen Deutschland und Spanien wieder auf. Ein wohlgefüllter Schatz machte die Aufstellung eines starken französ.-schweizer.-deutschen Heeres möglich; ein Bündniß mit den deutschen Protestanten, deren Fürsten auf Kosten Oesterreichs und der geistl. Fürsten ihr Gebiet zu erweitern hofften, sicherte einen leichten Krieg auf deutschem Boden; die Zertrümmerung der österr. Macht verbürgte die Uebermacht Frankreichs: aber als Alles vorbereitet war, die frz. Truppen schon am Rheine erschienen u. ihre deutschen Verbündeten bereits losschlugen, fiel H. IV. d. 14. Mai 1610 durch das Messer Ravaillacs. (Péréfixe, »hist. de Henri IV.«, Par. 1822; Capefigue, »hist. de la réforme, de la ligue et du règne de Henri IV.«; Ranke.)