Hohes Lied

[332] Hohes Lied, Lied der Lieder, das schönste und erhabenste der Lieder Salomons, beschreibt in Gesprächen voll orientalischer Glut die keusche Liebe eines Brautpaares, das bei den größten Hindernissen der Vereinigung u. bei den gefährlichsten Versuchungen für die Braut sich getreu bleibt. Das Gedicht enthält 8 Kapitel; die Meinung, der Inhalt sei buchstäblich zu verstehen und das Ganze laufe etwa auf ein Hochzeitslied Salomons zur Feier der Vermählung mit einer ägypt. Prinzessin hinaus, ist schon dadurch widerlegt, weil das h. L. in den Canon der Juden aufgenommen u. von diesen einstimmig als Bild des Verhältnisses Gottes zum auserwählten Volke und zu jedem Gerechten erklärt wurde. Die Kirchenväter deuteten es als Bild des Verhältnisses des Gottessohnes zur Kirche u. zu jedem Christen, eine Deutung, welche mit zahlreichen neutestamentlichen Stellen, z.B. Ephes. 5, 31. im Einklange steht.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 332.
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