[385] Hysterie, ist die Hypochondrie des weibl. Geschlechts, von Hystera, griech., Gebärmutter, weil man wie bei der Hypochondrie die Milz so hier die Gebärmutter als den Ausgangspunkt der Krankheit ansah. Beides ist unrichtig. Eine krankhaft erhöhte Reizbarkeit des Nervensystems ist auch hier das wesentl. Element. Allerdings überwiegt gar häufig, ja gewöhnl. das Geschlechtsleben in dieser Krankheit. Ein unterscheidendes Moment für beide Krankheiten bildet insbesondere der Umstand, daß bei der H. in der Regel, bei der Hypochondrie nur ausnahmsweise die Symptome im Bereich der Bewegungsnerven als Krämpfe sich geltend machen. Der einzelnen Symptome sind es Legion wie bei der Hypochondrie. Wenn sie über das gewöhnliche Maß nicht hinausgehen und sich in Entwickelungen von Gas endigen, so nennt man sie in den Gesellschaften Vapeurs. Ursache der Krankheit sind ähnliche wie bei der Hypochondrie, Prognose und Therapie im Wesentlichen auch. Unter den sog. Antihysterica versteht man in der Materia medica Arzneistoffe, welche flüchtige, dem gewöhnlichen Geruchssinn meist unangenehme Bestandtheile, theils aus dem Thier-, theils aus dem Pflanzenreich enthalten, z.B. Liebegeil, Moschus, Baldrian, Chamillen, das empyreumatische Oel, von Federn, Hufen, Leder etc. Sie alle sind nur Palliativen; eine mit großer Umsicht geleitete psychische und körperliche Pädagogik ist das selten gelingende Meisterstück der radicalen Heilung dieser Krankheit.