Indogermanische Sprachen

[410] Indogermanische Sprachen, eine Gruppe sehr ausgebildeter und verbreiteter Sprachen, die aus einer gemeinschaftlichen Wurzel hervorgegangen sind von einem Urvolke, dessen Sitz man im baktrischen Hochlande annehmen zu dürfen glaubt. Geschichtlich erscheint dieser Sprachstamm in folgenden Gruppen entwickelt: 1) die celtischen, 2) die germanischen, 3) die slavischen, 4) die lettischen Sprachen, 5) die griechische, 6) die latein. Sprache, 7) die Zendsprachen (persisch, armenisch etc.), 8) die indischen Sprachen. Die Sprachforscher wollen begründen, daß die slav. und german. Sprachen ursprünglich einen ungetheilten Ast bildeten, wie sich das Lettische und Slavische ebenfalls erst später schieden. Desgleichen nehmen sie einen ariopelasgischen Ast an, der sich in die Pelasger und Arier theilte; aus dem Pelasgischen sonderten sich als Hauptzweige das Griechische und Lateinische, aus dem Arischen das Westarische (Zend) u. Ostarische (Sanscrit) ab. In diesem Gebiete der Sprachforschung haben deutsche Gelehrte weitaus am meisten gearbeitet und zu Tage gefördert, indessen sind eine Menge oft als sicher angegebener Resultate noch nicht bewährt. Vgl. die einzelne Sprachen betreff. Artikel.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 410.
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