Romanische Sprachen

[733] Romanische Sprachen. Man versteht unter diesem Namen alle diejenigen Sprachen, welche sich vorzüglich im südl. und westl. Europa in den im Alterthume dem röm. Reiche einverleibt gewesenen Ländern, nach dessen Zerfall aus der in den Provinzen üblich gewordenen lat. Mundart (der lingua romana rustica, d.i. dem bäuerischen Latein, s. Römische Sprache und Literatur) durch weitere Verderbniß derselben und Beimischung aus den Sprachen der eindringenden barbarischen Völker der Art bildeten, daß aller Umgestaltung ungeachtet, darin das Lateinische gleichwol die Grundlage geblieben ist. Diese Sprachen sind die ital, franz., portug. und die vorzugsweise romanische oder rhätische und ladinische, welche noch in einigen Thälern des schweiz. Cantons Graubündten gesprochen wird und die man dort auch Churwälsch nennt. Endlich gehört hierher auch die Sprache der Wlachen, welche zwar viel mit slawischen Worten vermischt ist, und die sich noch immer Rumanje oder Römer nennen. Seit die Reformation bei den romanischen Bewohnern von Graubündten Eingang gefunden hat, ist auch in der romanischen Sprache von den evangelischen Geistlichen gepredigt, sowie die Bibel in dieselbe übersetzt und nebst einigen andern Schriften gedruckt worden. – Die romanischen Völker, d.h. Italiener, Franzosen, Spanier und Portugiesen, bilden eine von den drei Hauptclassen, in welche man die Bevölkerung von Europa zu theilen pflegt, und werden so bezeichnet, weil die schon sehr gemischte Bevölkerung ihrer Länder zur Zeit der german. Eroberungen im Allgemeinen als röm. angesehen wurde.