Instinctus

[422] Instinctus, lat., Anreizung, Antrieb, Instinkt; in der letzten Bedeutung ist er jener den Thieren und Menschen angeborne Trieb, zu suchen und zu thun, was ihr Leben u. Wohlsein fördert, das Gegentheil aber zu meiden (Nahrungstrieb, Selbsterhaltungs- u. Geschlechtstrieb). Man kann ihn das verständige Begehren der Thierwelt nennen, denn erstens führt er zu Handlungen, welche mehr od. minder Ueberlegung voraussetzen (der sog. Kunsttrieb: Nesterbau vieler Vögel, Bauten der Biber, Bienen, Termiten); zweitens lehrt er die Thiere das für den Augenblick Zweckmäßige thun, z.B. den wilden Pferden die rechte Art und Weise, sich gegen Wölfe zu wehren; drittens wird er bei gezähmten Thieren geschwächt u. verschwindet beim Menschen, je mehr die Vernunft sich entwickelt u. die Natur beherrscht. Auch als Vorahnung äußert sich der I. bei Thieren, z.B. vor Erdbeben. Insofern man Ahnungen des Zukünftigen, Wahren u. Göttlichen I. nennen will, wie z.B. Lichtenberg und Jacobi gethan, läßt sich auch von einem Vernunft-I. des Menschen reden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 422.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: