Labadie

[679] Labadie, Jean de, pietistischer Schwärmer u. Stifter einer kleinen Sekte, der Labadisten, geb. 1610 zu Bourg in Guyenne, Sohn eines Soldaten, wurde [679] Jesuit, trat 1639 aus dem Orden, konnte sich als Prediger, Leiter von Nonnenklöstern u. Reformator des Klerus nirgends lange halten. Zu Montauban wurde er 1650 Calvinist und Prediger, von da und aus andern Orten verjagt, zu Middelburg in Holland auch aus der Gemeinde ausgestoßen. Nun suchte er eine besondere Kirche zu gründen, fand einigen Anhang in Middelburg, Amsterdam und Bremen u. st. 1674 zu Altona. Seine Ansichten, die den Calvinismus verbessern sollten, sind in 2 Schriften erörtert, nämlich in einer »Declarations-schrifft oder eine nähere Erklärung der reinen Lehre und des gesunden Glaubens Joannis de Labadie, Petri Yvon etc.« (Herford 1671) und in dem »Veritatis sui vindex etc.« (ibid. 1672). Unter die angesehensten Labadisten gehörte die »holländ. Minerva und Prinzessin der Gelahrtheit«, Anna Maria Schurmann, geb. 1607 zu Köln, gest. 1678 in Westfriesland. Die Sekte verschwand im 18. Jahrh., der Kern ihres Glaubens waren chiliastische Träumereien und verwirrte Begriffe über Besitz und Ehe.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 679-680.
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