[121] Materie (vom lat. mater d.h. Mutter?), ein Ausdruck, der in der Geschichte der Philosophie, in allen Wissenschaften und Künsten sowie im gemeinen Leben oft genug, aber in sehr verschiedenen Bedeutungen vorkommt, z.B. als das Nichtgeistige im Gegensatz zum Geistigen, der Stoff im Gegensatze zur Form, der Gehalt im Gegensatze zur Gestalt, ferner gleichbedeutend mit Gegenstand, Thema u.s.w. Wird der Ausdruck M. im Gebiete des Geistes gebraucht, so beruht dies auf einer Uebertragung des gewöhnlichen Sinnes des Ausdruckes M., nämlich: das sinnlich Wahrnehmbare u. den Raum ausfüllende, der Stoff, woraus die Körper bestehen u. durch dessen Zusammenhalt die Existenz derselben bedingt ist. Die Frage nach der Ur-M. od. dem Grundstoff aller Dinge hat die Philosophen viel beschäftigt, bis heute sind jedoch die Naturwissenschaften noch zu keiner Ur-M. vorgedrungen, sondern zu 64 Ur-M.n oder Grundstoffen der Körperwelt (s. Elemente). Materialismus, nennt man nach dem gewöhnlichsten Sprachgebrauche diejenige Denk- u. Gesinnungsweise, welche die M. über [121] den Geist setzt, gleichviel ob dies im Gebiete der Wissenschaft (philosophischer, theoretischer M.) od. des Lebens (praktischer M., Genußsucht, Eigennutz) geschieht, ferner ob das Materielle mehr oder minder vergeistiget und verfeinert gedacht und genossen (seiner M.) oder ob das Geistige lediglich als Blüte der M. betrachtet und demgemäß behandelt werde. Materialist, der Anhänger einer materialistischen Weltanschauung. Handlungsweise; dann der Verkäufer von Materialwaaren (s.d.), der Droguist. Materiell, was zur M., zur Sache gehört; finanziell; sinnlich, genußsüchtig, eigennützig.