Philo Judäus

[528] Philo Judäus, der berühmte philosophische Schriftsteller, geb. um 20 v. Chr. aus einer angesehenen Judenfamilie zu Alexandrien, wo er sich tüchtige hellenische Bildung aneignete, schriftstellerte und etwa 50–54 n. Chr. st. – Obwohl P. die griech.-röm. Philosophie sehr genau kannte und die Synagogen seines Volkes mehr oder minder in philosophische Lehrsäle umzuwandeln strebte, war er doch kein Philosoph im strengen Wortsinne, denn er wollte kein neues System aufstellen, bekannte sich zu keiner Schule und wechselte hinsichtlich seiner Grundanschauungen z.B. von der Seele, vom Logos und von Gott, zwischen Theismus und Pantheismus. Er war ein Apologet des Judenthums, der seinen gebildeten nichtjüdischen Zeitgenossen bessere Ansichten darüber beibringen wollte, es deßhalb gräcisirte und namentlich mit der Philosophie zu versöhnen strebte. Geistreich u. der allegorischen Erklärungsmethode der Stoiker ohnehin zugethan, suchte P. als Bibelerklärer hinter jeder Kleinigkeit einen verborgenen tiefen Sinn. Hinterließ außer vielen werthvollen theologisch-philosoph. Abhandlungen eine Schrift über eine Deputation der Juden an Caligula, von der er selber ein Theilnehmer [528] gewesen, sodann eine Schrift über den ägypt. Statthalter Avillius Flaccus, der die Juden in Alexandrien gewaltig plagte, aber einen elenden Ausgang fand, dazu eine Schrift über die ägypt. Essäer (Therapeuten), in denen er Philosophen von ächtem Schrot und Korn sieht. – Beste Gesammtausgabe von Thom. Mangey, London 1742, 2 Fol.; früher unbekannte Schriften P.s gaben Angelo Mai und Aucher heraus. Ueber P. schrieben außerordentlich Viele, in neuerer Zeit Frank, Gfrörer, Dähne, Großmann.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 528-529.
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