Synagogen

[391] Synagogen, griech.-deutsch, die gottesdienstlichen Versammlungslocale wer Juden. Wahrscheinlich kamen die S. in der babylonischen Gefangenschaft auf, sicher ist, daß sie laut der Apostelgeschichte (15, 21) zu Christi Zeit schon längst bestanden, ja in Jerusalem selber gab es außer dem Tempel noch S. (Apg. 6,9) u. die Thalmudisten zählten 460, sogar 480. Gewöhnlich wurden die S. an Stellen innerhalb od. außerhalb der Ortschaften gebaut, wo sie ähnlich unsern Kirchen alle andern Gebäude hoch überragten; es waren geheiligte Gebäude und nach dem Muster des Tempels od. Tempelvorhofes zu Jerusalem gebaut: ein von 4 Mauern umschlossener Raum, in der Mitte eine Art von Kapelle mit einem altarähnlichen Gestell, auf dem die Gesetzesrolle lag und von wo aus diese auch vorgelesen wurde. Die Hauptgeräthe einer Synagoge waren und sind noch ein Schrank zur Aufbewahrung der [391] Gesetzesrollen und biblischen Vorlesebücher, der in der Mitte der Synagoge stehende Lehrstuhl, die Sitze für die dem Gottesdienst Anwohnenden, in der Art gestellt, daß die Sitzenden ihr Gesicht Jerusalem zuwenden (für die. Frauen hat man in den heutigen S. meist besondere Gallerien, früher saßen sie in der Regel von den Männern durch eine 6–8' hohe Wand getrennt), endlich die Lampen. Anfangs fand nur an Sabbathen, und hohen Festtagen in den S. Gottesdienst statt, später in größeren Gemeinden täglich. Neben den Beamten und Dienern einer Synagoge (S.-vorsteher, die Aeltesten, Vorleser, Almosensammler u.s.f.) mußte jede noch 10 sog. Feiernde haben d.h. 10 Männer, die zum Besuche jedes Gottesdienstes verpflichtet waren, weil Gebete und Vorlesungen die Anwesenheit von mindestens 10 Männern erheischten. Judenschulen heißen manchmal die S., weil schon im Alterthum Schulen mit denselben verbunden waren oder auch weil in den S. häufig Schule gehalten wurde. – Deutsche S., sind solche, wo die deutsche Sprache vorherrschend zur gottesdienstlichen geworden ist. – Große S., eine gesetzgebende u. richterliche Behörde nach Art des spätern Synedrium, die in der nachexilischen Zeit geblüht, unter ihren 120 Mitgliedern die Propheten Haggai, Zacharias und Malachias gezählt, und den Esra zum Vorstand gehabt haben soll. In der hl. Schrift ist keine Spur von dieser großen Synagoge aufzutreiben und wie nebelhaft die Berichte darüber sind, geht daraus hervor, daß im 18. Jahrh. einige tüchtige Gelehrte nachweisen zu können glaubten, es habe niemals eine sog. große Synagoge gegeben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 391-392.
Lizenz:
Faksimiles:
391 | 392
Kategorien: