Pitt [2]

[551] Pitt, William, der Jüngere, geb. 28. Mai 1750, der 3. Sohn des Grafen Chatam, trat 1781 in das Unterhaus, machte sich durch seine Beredsamkeit bemerklich, bekämpfte die Torys u. sprach zuerst von Parlamentsreform. 1783 kam er in das sogen. Coalitionsministerium, bildete nach dessen durch die Wighs verschuldetem Sturze ein neues Ministerium, brachte die Verhältnisse der ostind. Colonien in Einklang mit der Verfassung, setzte 1788 die Regentschaftsbill durch, colonisirte Neu-Südwales u. gab Canada eine Verfassung. Die franz. Revolution sah er als das Ereigniß an, das ihm die Vernichtung der franz. See- und Colonialmacht so wie der span. u. holländ. möglich machen sollte, und zu diesem Zwecke führte er 1792–1801 den Krieg mit dem Aufgebot aller Kräfte Englands und war die Seele aller Coalitionen [551] gegen Frankreich. Der See- u. Colonialkrieg war auch den Engländern entschieden günstig, in dem Continentalkrieg aber entschied Napoleon Bonaparte das Uebergewicht Frankreichs, und als das alleinstehende, erschöpfte England des Friedens bedurfte, trat P. 1801 aus dem Ministerium. Der Frieden erwies sich aber, wie P. vorausgesagt hatte, als trügerisch, daher wurde er 1804 wieder an das Staatsruder berufen u. leitete eine Coalition gegen Frankreich ein, sah jedoch deren Frucht durch die Schlacht von Austerlitz vernichtet. Er erkannte einen revolutionären Völkerkrieg als das einzige Mittel zum Sturze Napoleons und hinterließ diese Politik seinen Nachfolgern, denn er selbst st. 23. Jan. 1806. Seit 1792 hatte er sich entschieden an die Torys angeschlossen, ließ alle Reformplane fallen, bewirkte aber 1800 die wichtige engl.-irische Union (s. Irland). P. lebte sehr einfach, bewegte sich in der angestrengtesten Thätigkeit und schien keine Leidenschaft zu haben als Ehrgeiz.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 551-552.
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