[165] Pitt, 1) Thomas P., Gouverneur von Madras, Besitzer des großen, nach ihm benannten Diamanten, s.d. h). 2) William, Graf von Chatham, Enkel des Vorigen, geb. 17. Nov. 1708 in Westminster, trat als Cornet in ein Cavallerieregiment, verließ aber bald den Dienst, weil er an der Gicht litt, u. widmete sich den Studien; er kam 1735 ins Unterhaus u. verwendete sein glänzendes Rednertalent für die Opposition gegen Walpole. Dieser ließ ihn aus Rache aus der Armeeliste streichen, wogegen ihn der Prinz von Wales zu seinem Kammerherrn machte. Als der Herzog von Newcastle 1746 ein neues Ministerium bildete, trat P. als Viceschatzmeister von Irland in dasselbe, wurde bald Geheimerath u. Kriegszahlmeister u. zeichnete sich durch Uneigennützigkeit u. gute Einrichtungen aus. 1755 verließ er das Ministerium, weil er des Herzogs von Newcastle Ansichten über den Krieg nicht billigte. Im Dec. 1756 wurde er nach dem Sturz Newcastles mit Legge zur Bildung[165] eines neuen Conseils berufen u. erster Staatssecretär. Als solcher hatte er hauptsächlich die Verstärkung der britischen Land- u. Seemacht im Auge u. wollte Frankreich im eigenen Lande bekriegen. Da er seine Zustimmung zu einigen Maßregeln versagte, welche der König zur Sicherung Hannovers traf, so trat er im April 1757 wieder aus, kehrte aber schon, von der Volksstimme berufen, im Juni 1757 an seinen alten Posten zurück. Von jetzt an war er der That nach Principalminister u. gab sogleich dem Kriege eine andere Wendung. Er vernichtete in Deutschland die Capitulation von Kloster Seven u. machte es dem Herzog Ferdinand von Braunschweig durch englische Unterstützung möglich zu siegen, gab Friedrich dem Großen Subsidien, hinderte Frankreich Hülfe nach Amerika zu senden u. Holland, das diesen Krieg zur Vermehrung seines Handels benutzte, durch Verletzung ihrer neutralen Flagge noch mehr Gewinn von den Umständen zu ziehen. So hob er die Macht Englands bedeutend u. behielt auch unter Georg III. seinen Posten. Wegen einer Differenz im Cabinet, welches nicht einwilligen wollte, einige Colonien Spaniens, welches gegen England rüstete, ohne Kriegserklärung zu nehmen, gab er im Oct. 1761 seine Entlassung. Vergebens wollte ihn Lord Bute 1762 u. 1765 wieder ins Ministerium ziehn, er schlug es immer aus, trat an die Spitze der Whigs u. kämpfte für Fortsetzung des Kriegs; doch als im März 1766 das alte Ministerium wegen der nicht durchgegangnen Stempeltaxe resignirte, übernahm er die Bildung eines neuen, welches er aus Männern von allen Parteien zusammensetzte u. worin er sich den Posten des Siegelbewahrers vorbehielt. Er trat nun auch mit dem Titel Viscount P. Graf von Chatham in das Oberhaus ein. Kränklichkeit zwang ihn 1768 seinen Posten wieder niederzulegen. Umsonst rieth er beim Ausbruch der amerikanischen Unruhen zur Mäßigung; 1776 erklärten sich die Colonisten für frei; ein Versuch Pitts zur Aussöhnung 1777 schlug abermals fehl. Als aber nach dem Verlust der Schlacht bei Saratoga 17. Oct. 1777 u. dem Bündniß der Vereinigten Staaten mit Frankreich 13. März 1778 die Minister sich zum Frieden u. Anerkennung der Staaten herablassen wollten, eilte er aus dem Krankenbette ins Oberhaus, wo er durch eine ergreifende Rede diese schimpfliche Maßregel hintertrieb, dabei jedoch zusammenbrach u. aus dem Saale getragen wurde. Er starb auf seinem Landgute Hayes bei Kent am 12. Mai 1778. 3) William, zweiter Sohn des Vorigen, geb. 28. Mai 1759 zu Hayes in der Grafschaft Kent; trat als Sachwalter auf u. wurde 1781 für Appleby ins Parlament gewählt. Er vereinigte sich Anfangs mit der Opposition gegen Lord North gegen den von diesem erregten Amerikanischen Krieg u. sprach ebenso gegen das neue Ministerium u. für eine Parlamentsreform. Doch Georg III. gebot ihm, seine Theorien aufzugeben. P. wurde nun 1782 Kanzler der Schatzkammer, legte aber, als Shelburne durch Fox u. North im Febr. 1783 aus dem Cabinet verdrängt wurde, auch seine Stelle nieder, bereiste den Continent u. sprach auch nach seiner Rückkehr wenig im Parlament. Erst als Fox eine Bill über die Verwaltung Indiens vor das Haus brachte, durch welche er diese aus den Händen der Ostindischen Compagnie in die der Minister bringen wollte, opponirte er derselben als den Rechten der Krone
widersprechend u. wurde, da er ganz im Sinne des Königs sprach, deshalb erster Lord der Schatzkammer u. als Kanzler 1783 von Neuem Minister; er löste das Unterhaus, wo er viele Gegner hatte, auf, hielt sich durch gute Finanzmaßregeln auf seinem schwierigen Posten u. verschaffte sich die nöthigen Summen, mit welchen er 1786 einen Tilgungsfond für die britische Staatsschuld gründete, welcher 1792 erweitert wurde. Den schwankenden Credit der Ostindischen Compagnie erhielt er dadurch, daß er ihr zur Bezahlung ihrer Schulden an die Regierung eine Frist bewilligte, wogegen er dem König das Recht errang, für die Oberleitung derselben eine besondere Commission (Board of control) zu ernennen; 1786 schloß er einen Handelsvertrag mit Frankreich, 1789 eine Triplealliance zwischen England, Preußen u. den Niederlanden u. ein anderes Bündniß mit Schweden gegen Rußland, dessen wachsende Macht ihm gefährlich schien, trug 1787 auf Abschaffung des Negerhandels an u. gründete 1788 die Verbrechercolonie in Neu-Süd-Wales. Frankreich zu schwächen, war sein Hauptziel. Durch die Revolution, welche er in Frankreich heimlich nährte, während er ihr in England den Zugang wehrte, hoffte er dies zu erreichen. Dessenungeachtet behauptete er bis 1792 eine strenge Neutralität. Der Tod Ludwigs XVI. zwang ihn den Ansichten Georgs III. nachzugeben u. sich zum Kriege zu entschließen, welchen nun der Nationalconvent 1. Febr. 1793 an England selbst erklärte. P. vereinigte nun alle größern europäischen Mächte zum Kampf gegen Frankreich. Die Erfolge auf dem Continent waren aber schlecht, Irland drohte mit Aufstand u. die Empörung der Flotte von Plymouth u. Portsmouth ließ das Ärgste befürchten; die Staatsschulden vermehrten sich von Tage zu Tage, u. schon verlangte 1797 die Bank, daß die Regierung sie mit Geld unterstütze: da suspendirte P. durch ein Staatsdecret die Baarzahlungen, u. diese Maßregel, welche der König höchst ungern billigte, rettete England. Unterdessen hatten die Continentalmächte England im Stiche gelassen, u. Preußen hatte den Frieden von Basel, Österreich den von Campo-Formio geschlossen. Da bildete P. eine neue Coalition zwischen Österreich, der Türkei u. Rußland, doch hatte sie eben so wenig Erfolg als die frühere. Bonaparte trat auf u. vereitelte Alles, was P. in dem Cabinet gewinnen wollte; der Friede von Luneville wurde 9. Febr. 1801 unterzeichnet. 1800 wurde Irland, welchem die Emancipation seiner Katholiken zugesichert worden war, mit England verbunden. Diese Union gehörte zu den wichtigsten Maßregeln Pitts. Als aber die geringen Erfolge der ungeheuren Anstrengungen Englands gegen Frankreich, sowie die Stockungen des Handels den Wunsch nach Frieden rege machten, legte P., um den Abschluß desselben zu erleichtern, das Staatsruder in die Hände Addingtons nieder, unter welchem 27. Mai 1802 der Friede zu Amiens zu Stande kam. Seine Gegner klagten ihn nun wegen seiner Verwaltung an, er vertheidigte sich aber so siegreich, daß das Parlament ihm dagegen einen Dank votirte. Da hierauf die Fortschritte Bonapartes für England immer drohender wurden, ward der Krieg 18. Mai 1803 wieder erklärt, u. als die Gefahr mit Bonaparte's Thronbesteigung stieg, mußte das Ministerium Addington fallen, u. P. ergriff 15. Mai 1804 das Staatsruder aufs Neue u. stiftete sogleich eine[166] neue Verbindung zwischen Österreich, Schweden u. Rußland gegen Frankreich, was den Krieg von 1805 veranlaßte. Er st. am 23. Jan. 1806, u. in der Westminsterabtei ward ihm ein Denkmal gesetzt. Vgl. Gifford, Life of P., Lond. 1809, 3 Bde.; Thackeray, History of P., Lond. 2 Bde.; Tomline, Life of P., Lond. 1821. 4) John P. Graf von Chatham, geb. 1756, Bruder des Vorigen, englischer General, führte 1809 die unglückliche Expedition nach der Insel Walcheren, seitdem war er lange Gouverneur von Gibraltar u. st. 1835. 5) George Dean, trat 1805 in die britische Armee, diente 1807 in Westindien u. war bei der Besetzung der dänischen Inseln thätig; 1809 wohnte er der Einnahme von Martinique bei, kämpfte von 181114 auf der Pyrenäischen Halbinsel, erhielt 1847 das Commando der Truppen auf Neuseeland u. starb im Jan. 1851.
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro