[779] Royer-Collard (Roaje-Kollahr), Pierre Paul, Philosoph und Staatsmann, geb. 1763 in der Champagne, war 1789 Parlamentsadvocat in Paris, huldigte der Revolution als Constitutioneller u. kam in den Gemeinderath, zog sich aber bald zurück. Aus dem Rathe der 500, in den er 1797 gewählt worden, ausgestoßen, weil er energisch gegen den von der Geistlichkeit gefordert en Eid u. für die Rückkehr der Deportirten sich aussprach, war R. einige Zeit Parteigänger Ludwigs XVIII., wurde 1811 Professor der neuen Philosophie an der Pariseruniversität und hatte Cousin zum Schüler, wurde 1814 Generaldirector des Bücherwesens und Staatsrath. Weil er in der Deputirtenkammer mit ebensoviel Unbeugsamkeit als Beredsamkeit u. Mäßigung für die Charte auftrat, zog er sich bald das Mißfallen der Regierung zu, trat 1819 von der Leitung des öffentlichen Unterrichtes zurück u. wirkte in der Kammer als das hervorragendste Haupt der sog. Doctrinärs. Am 2. März 1830 übergab er als Kammerpräsident die Adresse der 221, blieb nach der Julirevolution in der Kammer, opponirte gegen die Gesetze, welche das Juliregiment nach dem Attentat des Fieschi durchzusetzen strebte und st. 1836 allgemein geachtet. Als Philosoph war R. ein Anhänger der schottischen Moralphilosophen, deren praktische Richtung und Verständlichkeit den Franzosen stets mehr zusagen wird als die philosophischen Speculationen der Deutschen. Der Bruder des Vorigen, R. Antoine Athanase, geb. 1768, gest. 1825, sowie R. Hippolyte Louis, geb. 1802, gest. 1851, erwarben einen Namen als Aerzte und Schriftsteller in ihrem Fach.