Schubart [1]

[126] Schubart, Christian Friedr. Daniel, talentvoller Dichter und tüchtiger Musikus, geb. 1739 zu Obersontheim in Schwaben, Sohn des Predigers, sollte seit 1758 in Erlangen Theologie studieren, ergab sich jedoch einem wüsten Leben, wurde 1768 Organist und Musikdirector zu Ludwigsburg, bald aber wegen Lüderlichkeit und Mißbrauch der Presse abgesetzt und aus Württemberg verwiesen. In Heilbronn, Heidelberg, Manheim, München, Augsburg u. Ulm machte er allenthalben Streiche u. lud sich durch seine deutsche Chronik so viele Feinde auf den Hals, daß eine Unannehmlichkeit und Ausweisung nach der andern ihm zu Theil wurde. Im Januar 1777 betrat er unklug württemberg. Boden, wurde ergriffen und auf den Hohenasperg gesetzt, wo er ohne Verhör oder Untersuchung 10 Jahre sitzen mußte, bis ihn sein Hymnus auf Friedrich II. und die Fürbitten der Karschin befreiten. Er wurde Hofmusik- u. Theaterdirector in Stuttgart, st. aber 1791, bevor er seine Lebensbeschreibung vollendet hatte. S. war ein geist- und phantasiereicher Dichter, gewaltig in Gedanken und Wort, dabei ein freimüthiger politischer Schriftsteller, im Ganzen ursprünglich eine tiefgemüthliche humoristische Natur, aber ohne sittlichen Halt und deßhalb auch in allem ohne Maß. Unter seinen Gedichten sind manche (das Volkslied: Auf, auf, ihr Brüder! und seid stark; die Fürstengruft; der ewige Jude) noch heute allbekannt, seine geistlichen Lieder innig empfunden. Dazu die »Deutsche Chronik« 1774–77 und »Selbstbiographie« 1791. Gesammelte Schriften Stuttg. 1839–40, 8 Bde. – S. Ludwig, des Vorigen Sohn, geb. 1766 zu Geislingen, gest. 1812 als preuß. Legationsrath, übersetzte Thomsons Jahreszeiten, gab Ossians Gedichte (s. Macpherson) und Schriften seines Vaters heraus.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 126.
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