[294] Sprachenkunde, die, bezweckt entweder vorzugsweise den Zugang zu den Literaturen einzelner Völker zu öffnen und Aufschluß über deren geistige Entwicklung zu geben u. ist alsdann ein Theil der allgemeinen Philologie (s. Philologie); oder sie erforscht die Sprachen als solche wissenschaftlich d.h. sie untersucht die Gesetze, nach denen sich die verschiedenen Sprachen ausgebildet haben, sowie deren Wörterschatz, u. heißt alsdann S. im engern Sinne od. Linguistik. Die Linguistik ist eine sehr junge und noch sehr unvollkommene Wissenschaft; sie verdankt ihren Ursprung zunächst den Männern, welche die Kenntniß des Sanscrit nach Europa brachten. Durch die Missionen wurden viele Sprachen den europ. Gelehrten zugänglich (vgl. Propaganda) und in neuester Zeit durchwandern Reisende die Welt, welche sich die Erforschung der Sprachen ferner Volksstämme zur Hauptaufgabe gemacht haben; die Grundsätze der allgemeinen und vergleichenden Grammatik endlich wurden von Bopp und Wilh. v. Humboldt, der historischen von I. Grimm (s. die betreffenden Artikel) aufgestellt. Die uns bekannten Hauptsprachen sind: die indogermanische od. japetidische, die semitische, die altaische oder tatarische, die malayische, chines., japan., dekan., hinterind.; in Afrika: die chamitische Familie (koptisch, altägyptisch, nubisch, dongolisch), die Berbersprache, die sudanischen Sprachen, die der Mandingos u. Fellatahs, die Sprachen in Guinea, Benin, der Gallas, der Kaffernstämme, der Hottentotten; die amerikan. Sprachen, deren es 5600 gibt, sind noch sehr wenig bekannt, größtentheils außerordentlich roh und dürftig, sollen jedoch ein gemeinschaftliches Gepräge haben; fast ganz unbekannt sind die Sprachen der Australneger. (Vergl. »die Sprachen Europas« v. Schleich, Bonn 1850; Prichard, »Untersuchungen über die physische Geschichte des Menschen« deutsch von Wagner und Will, 4 Bde., Leipzig 184048; Berghaus »Ethnographie« Gotha 1852; »Literatur der Grammatiken, Lexika und Wörtersammlungen« von Vater, umgearbeitet von Jülg, Berlin 1847.)