[63] Afrika, der 3. Erdtheil der alten Welt, von den Griechen Libyen genannt, erstreckt sich auf beiden Seiten des Aequators vom 371/2° nördl. Br. bis 34° südl. Br. und von dem 1° östl. Länge von Ferro bis zum 69°, wird auf 550000 QM. berechnet. Afrika ist beinahe Insel, denn es hängt nur durch die 15 M. breite Landenge von Suez mit Asien zusammen, nichtsdestoweniger hat kein Erdtheil weniger Küstenausdehnung als Afrika, weil das Meer keine tief einschneidende Buchten bildet, kein Binnenmeer aussendet, nur wenige Inseln umschließt; Einförmigkeit ist der äußere Character Afrikas. Eben so eigenthümlich ist das Innere dieser Landfeste; ganz Afrika scheint ein Hochland zu sein, das in mehreren Abstufungen an die Küsten abfällt, daher auch die Ströme in Wasserfällen und Stromschnellen durch die Ränder der Gebirgsriegel hervorbrechen. Die bedeutendsten sind: auf der Ostküste der neulich bekannt gewordene Goschop, der einen Handelsweg in das Binnenland zu gewähren scheint, der Zambese; die Menge der Parallelflüsse an dieser Küste, ihr rascher Lauf und geringe Wassermasse deuten es hinlänglich an, daß sie aus einem nicht fernen Hochlande herunterkommen. Die gleiche Erscheinung wiederholt sich an der Westküste, wo der Oranje, Guanene, Congo oder Zaire, der Dscholiba oder Niger, der bedeutendste von allen, Gambia und Senegal [63] fließen. Die ganze Nordküste hat nur einen Fluß, den Nil, der aus Habesch und Centralafrika kommend die Gebirgsriegel mehrmal durchbricht und durch die ägyptische Felsenspalte in das mittelländ. Meer fällt. Von dem Innern Südafrikaʼs ist uns nur wenig bekannt, von Centralafrika sind jedoch der Hoch- und Tiefsudan nach vielfachen Versuchen etwas erschlossen worden und wir kennen eine Reihe Völkerschaften und eine Anzahl namhafter Städte. Die Entdeckung, daß der Dscholiba, später Quorra genannt, in den Meerbusen von Benin mündet, schien einen Weg in den Sudan zu öffnen, aber die Mannschaft der engl. Dampfboote unterlag den giftigen Einflüssen des Klimaʼs, das in dem Nigerdelta den Europäern geradezu tödtlich ist, und selbst einzelne Reisende, welche in den Hochsudan vordrangen, wurden ein Opfer des Fiebers (so 1852 Overweg). Doch wissen wir, daß im tiefen oder flachen Sudan ein großer See ist, in welchen sich von allen Richtungen her die Flüsse dieses afrikan. Tieflandes ergießen. Nördlich vom Sudan dehnt sich vom atlant. Ocean bis an den Nil und bis an die Gebirgsfeste des Atlas die große Wüste (über 100000 QM.), die Sahara, aus, die nur durch jenes Gebirge von ihrem Vordringen gegen das Mittelmeer gehindert wird. Das Klima Afrikaʼs ergibt sich aus seiner tropischen Lage und seiner Bodengestaltung; in den Niederungen ist die gewaltigste Hitze, die in den Wüstenflächen durch die Reverberirung der Wärmestrahlen unerträglich wird, während die Hochflächen sehr kalte Nächte haben und durch raschen Temperaturwechsel Eingeborne und Fremde bedrohen; das gemäßigte Klima scheint Afrika gänzlich fremd zu sein. Die Erzeugnisse A.ʼs sind überall, wo hinlängliche Bewässerung nicht fehlt, die der tropischen Kraft und Ueberfülle, in den Wüsten aber zeigt es eine Ertödtung des organischen Lebens wie kein anderer Erdtheil. Es hat eine große Anzahl eigenthümlicher Thiergattungen oder eigene Species, z.B. den edlen Löwen und mehrere andere Arten der größeren Katzen, die noch immer nicht genau geschieden sind, die Hyäne, mehrere Arten wilder Hunde; von Pachydermen: seinen Elephanten, Nashorn, Flußpferd, Gnuthier, Zebra und Quagga, das Emgallo oder äthiop. Schwein, den Honigbären, mehrere Affenarten; von Vögeln: Papageien, den Ibis, den Schlangenfalken, den Honigkuckuk, das Perlhuhn; von Amphibien: Krokodil und Nileidechse, viele Schlangenarten, von Insekten und andern wirbellosen Thieren eine noch unbekannte Anzahl eigener Gattungen und Arten. Eigenthümliche Pflanzen A.ʼs sind: die Adansonia oder der Boabab, mehrere Palmen, Ebenholz, Farbehölzer, mehrere Gummibäume, Durrah, officinelle Pflanzen. Der mineralische Reichthum A.ʼs ist noch ziemlich unbekannt, Gold, Silber, Kupfer und Eisen scheint im Ueberfluß vorhanden. Von den ältesten Bewohnern A.ʼs gehören die alten Libyer (Mauretanier), Berbern, Kabylen, Tuariks, die ausgestorbenen Guanchen dem kaukasischen Stamme an, ebenso die Abyssinier und die Kopten; der größere Theil dem Negerstamme. In alter Zeit mischte sich die Bevölkerung mit phönicischen, arabischen, griechischen und römischen Einwanderern, im 7. und 8. Jahrh. zogen mit dem Islam die Araber massenhaft ein, später kamen die Türken als Herren Nordafrikaʼs bis Marocco, an den Küsten gründeten Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer Colonien, gegenüber von Madagascar Malaien, so daß Afrika an seinem Saume und so weit die Araber und Mauren in das Innere vorgedrungen sind, eine Bevölkerung von vielfach gemischtem Blute hat. Die Productivität der Neger im innern Afrika muß eine sehr bedeutende sein, da dieselbe trotz der grausamen Kriege und des Sklavenhandels, der jährlich Hunderttausende in die amerik. Colonien und die muselmannischen Länder ausführt, keine Abnahme zu verspüren ist. Man schätzt die ganze Bevölkerung A.ʼs auf 300 Mill., ohne daß man jedoch dafür sichere Daten hat. Eine Geschichte haben bisher nur einzelne Länder A.ʼs; die bedeutendste Aegypten, das die Geschicke Asiens bis auf [64] den heutigen Tag getheilt hat (s. Aegypten), die griechische Colonie Cyrene, die phönicische Carthago, das mit Rom um die Weltherrschaft kämpfte, Numidien, Mauretanien, die nie von Bedeutung wurden. Um die Zeit von Christi Geburt war Aegypten und ganz Nordafrika römisch und theilte die Schicksale des Kaiserthums. Mit den Vandalen begann die Zerstörung der afrikanischen Kirche, die zur Zeit St. Augustins allein in Westafrika 400 Bisthümer zählte, und der Einbruch des Islams vollendete den Ruin. In Aegypten, Tripoli, Tunis, Algier u. Marocco wechseln nun arabische und türkische Dynastien und Despotien, bis unter Sultan Solyman alle bis Marocco, das unabhängig blieb, unter die Oberhoheit des osmanischen Sultans kamen. Bekannt ist, was die christlichen Küsten des Mittelmeeres und die Seefahrer durch den Uebermuth der afrikanischen »Raubstaaten« litten, bis das 19. Jhrh. dem Unwesen ein Ende machte und 1830 Europa durch die franz. Eroberung von Algier Nordafrika in den Bereich der europäisch. Civilisation zog. Die ganze Westküste hat nur einzelne Niederlassungen europäischer Nationen (Spanier, Portugiesen, Franzosen, Dänen, Holländer, Engländer), welche von dort aus den Handel mit Gummi, Elfenbein, Ebenholz, Goldstaub, Pfeffer u.s.w. treiben; dazu kommt die nordamerikanische Colonie Liberia, aus befreiten Sklaven bestehend. Das Capland hat durch die Holländer einen Grundstock europäischer Bevölkerung erhalten, den die Engländer durch ihre Colonisten vermehrt und bis in das Kaffernland vorgeschoben haben. An der Westküste haben besonders die Portugiesen aus ihrer schönen Zeit her Besitzungen, die aber nicht von großer Bedeutung sind, ebenso Franzosen und Engländer, deßgleichen der Imam von Maskat. Die Araber trieben bisher an der nördlichen Hälfte der Ostküste den bedeutendsten Handel (s. Adel), seitdem aber die Engländer Aden besetzt und die Mündung des Goschop entdeckt haben, bemächtigen sich dieselben des Hauptverkehrs. Einen Versuch, sich an der afrik. Küste Aden gegenüber festzusetzen, haben die Franzosen nicht ohne Erfolg gemacht und versuchen von dort aus mit Habesch eine directe Verbindung zu öffnen, während der österreich. Missionär Dr. Knoblecher aufwärts den Nil von seiner Hauptstation Kartum bis in die Nähe des Aequators vorgedrungen ist und unbekannte Volksstämme entdeckt hat, die sich für den Zweck seiner hohen Sendung sehr empfänglich zeigen.
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