St. Pierre [2]

[21] St. Pierre , Jacques Henri Bernardin de, einer der edelsten u. tüchtigsten Schriftsteller seiner Zeit, geb. 1737 zu Havre de Grâce, sah schon als Knabe Westindien, studierte dann im Jesuitenseminar zu Caën und im College zu Rouen, bildete sich zu einem tüchtigen Ingenieur, wurde aber durch Wanderlust und Festhalten an politischen Idealen, die er nirgends verwirklicht fand, in vielen Ländern herumgetrieben und kehrte endlich 1771 nach Paris zurück, um dauernd daselbst zu bleiben. 1788 erhielt S. P. Buffons Stelle als Director des botanischen Gartens, wurde 1794 Professor der Moral an der Normalschule, 1796 Akademiker, später ein Günstling Napoleons I. und der Brüder desselben und st. 1814. – Unter seinen Schriften, deren Grundton das Wirken Gottes in der ganzen Natur ausmacht und die sich durch feurige und dennoch zarte Darstellung und eine herrliche Schreibart auszeichnen, ist die in die Etudes de la nature (Par. 1784, 5 B.) eingewobene Novelle »Paul u. Virginie« unzähligemal abgedruckt, übersetzt und weltbekannt geworden. Werthvoll sind besonders noch die Schriften: Reise nach Isle de France etc. (1775) und die indianische Hütte (1791). Oeuvres complètes durch St. Aimé Martin (Paris 1820 ff. 18 Bde.). der auch die Oeuvres posthumes sammt einer Lebensbeschreibung 1821 herausgab, welch letztere sich namentlich über S. P. Aufführung während der Revolution sowie über sein Verhältniß zu Louis Joseph und Napoleon Bonaparte ausläßt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 21.
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