Styl

[366] Styl, Stil (aus dem Griech.), ursprünglich der Metallgriffel der Alten, mit dem sie auf Wachstafeln schrieben, bezeichnet bildlich die Schreibart, sowohl im Allgemeinen die verschiedenen Darstellungsweisen in Poesie u. Prosa, als die besonderen Gattungen dieser beiden, endlich die durch die Individualität des Schriftstellers bedingte. Es gibt demnach einen poetischen und prosaischen, einen epischen, dramatischen, lyrischen, einen rhetorischen und historischen, einen erhabenen, mittleren und niederen, einen kräftigen und dünnen, einen künstlichen und einfachen, einen correcten und fehlerhaften etc. S. Der gute S. besteht in der Uebereinstimmung des Gedankens und der Form, verlangt Ordnung, Natürlichkeit, Klarheit, Zweckmäßigkeit der künstlichen Verzierung. Der S. charakterisirt den Einzelnen (le style c'est l'homme, sagte die Staël) so gut als die ganze Nation und ein ganzes Zeitalter. Auch in der Kunst braucht man das Wort S. in eben so weiter Bedeutung; man unterscheidet nämlich im Allgemeinen den erhabenen, würdevollen, graziösen, harten, weichen, weichlichen S.; nach den Künsten den plastischen, malerischen, architektonischen S.; den S. einer bestimmten Schule u. eines einzelnen Meisters; S. istik, Darstellung der Regeln des S.s; st. istisch, was den S. betrifft; st.isiren, den Gedanken den angemessenen Ausdruck geben. – S. beim Kalender soviel als Zeitrechnung, daher julianischer od. alter, gregorianischer od. neuer S.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 366.
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