Weßel

[702] Weßel, auch Gansfort genannt, Joh., wie Wesel (s. d.) einer der Vorläufer Luthers, geb. 1419 zu Gröningen; derselbe war in Zwolle ein Schüler der Brüder des gemeinsamen Lebens, studierte dann zu Köln Theologie, wurde mit den alten Griechen und Römern sowie mit dem Hebräischen vertraut, lehrte zu Löwen, Paris und Heidelberg, ärntete von seinen Anhängern den Beinamen »Licht der Welt«, bei den Widersachern »Meister der Widersprüche«; er st. 1489. Er lehrte, die Bibel sei die einzige Quelle des Glaubens, unser Glaube lediglich dem hl. Geiste verantwortlich, Christus versprach mit den Schlüsseln des Himmelreiches nur die vom hl. Geist herstammende Liebe, die meisten Päpste hätten »pestilenzialisch« geirrt, die päpstlichen Excommunicationen trennten keineswegs von der Gemeinschaft mit Christus, jeder Gläubige könne andere in seine kirchliche Gemeinschaft aufnehmen, Gott allein Sünden behalten und vergeben, doch seien dieselben schon vor aller Beichte durch Zerknirschung vom Menschen genommen. – Trotz solcher Ansichten wußte W. den äußern Bruch mit der Kirche zu vermeiden u. befliß sich namentlich großer Vorsicht, seitdem man seinem Freunde Wesel den Proceß gemacht hatte.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 702.
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