Wilberforce

[718] Wilberforce (–forß), William, als Philanthrop namentlich wegen seiner Bemühungen für Abschaffung des Sklavenhandels und Freilassung der Neger in den Colonien weltberühmt, geb. 1759 aus einer sehr reichen Familie, lernte als Student zu Cambridge seinen lebenslänglichen Freund W. Pitt kennen, saß 1781–1825 als einer der ausgezeichnetsten Redner Großbritanniens im Parlamente, st. 1833 zu Chelsea u. fand seine Ruhestätte neben Pitt u. Canning in der Westminsterabtei. Die Sklavenfrage regte W. 1787 an u. fand furchtbaren Widerstand, er wußte aber die Angelegenheit zur Sache der Nation zu machen; 1792 beschloß das Parlament allmälige Aufhebung des Sklavenhandels, 1807 wurde die gänzliche Abschaffung desselben zum Gesetz. Er that mittelbare Schritte beim Wiener Congresse, so daß auch dieser die Angelegenheit erörterte, überwachte die Befolgung des engl. Gesetzes eifrig und erlebte zwar keineswegs die Freilassung der Colonialneger, aber doch Verträge Englands mit verschiedenen Mächten für Abschaffung des Sklavenhandels. Nicht nur für die Sklaven, sondern auch für die Emancipation der Katholiken sowie für Parlamentsreform, gegen die Lotterie u. den Zweikampf kämpfte W. mit Feuereifer im Parlamente wie in Schriften. Lebensbeschreibung durch seine Söhne Robert Isaak und Samuel (Lond. 1838, deutsch durch Uhden mit einem Vorwort von Neander, Berl. 1840), von Clarkson, endlich von La Rochefoucauld-Liancourt. – Von 4 Söhnen W.s, welche Geistliche geworden, sind William u. Henri frühzeitig, Robert Isaak (geb. 1808, Archidiakon von York, ein Haupt der Puseyten) 1854 zur Kirche zurückgekehrt, Samuel, geb. 1805, ist Bischof von Oxford und Großalmosenier der Königin.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 718.
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