[611] Sünde (eigtl. ahd. sunta, suntea = Verneinung, Verweigerung) heißt jede unsittliche Handlung, insofern man sie als Übertretung eines göttlichen Gebotes ansieht, mag sie in Gedanken, Worten oder Werken, Mienen oder Gebärden, Taten oder Unterlassungen bestehen. Sünde ist mithin dasselbe wie Unsittlichkeit, nur daß man dabei an Gott als den Urheber und Hüter des Sittengesetzes denkt. Man unterscheidet vorsätzliche und unvorsätzliche, wissentliche und unwissentliche, erbliche und erworbene, allgemeine und besondere, positive und negative Sünden (Begehung und Unterlassung), ferner Sünden aus Unwissenheit, Übereilung, Nachlässigkeit, Schwachheit, Vorsatz und Bosheit. Vgl. Schuld, böse, Unsittlichkeit. J. Müller, d. christl. Lehre v. d. Sünde. 5. Ausg. 1867. Martensen, Ethik. 1880.