[53] 1881.
Frühlingsnächtige Stunden ...
Mächtig schwillt die Luft,
Rings quillt aus kühlem Garten
Der Erde süßer Duft.
In aufgebrochenen Schollen
Gestaltet sich's bunt und reich,
Durch's offene Fenster rankt sich
Keimendes Rebengezweig.
Ueber die Borde drängt sich
Das Wasser jach enteist,
Und aus dem Walde quillt es
Wie Maienglockengeist.
Schwarz über uns flattern die Wolken
Wie Banner in heißer Schlacht,
Als jagten flüchtige Reiter
Wund durch die dunkle Nacht.
Die Lüfte brausen und mächtig
Sausen sie hinterdrein,
So stürmen siegjubelnde Reiter
In fluchtzerrissene Reih'n.
Frühlingsnächtiges Drängen!
Küsse mich, Sturmesmund ...
Küsse die lodernde Stirne
Und küsse mich gesund!
Sieh', zischend stürzt der Champagner
Mir in das blanke Glas ...
Dir bring' ich mit jubelndem Munde
Das sprühende blitzende Naß.
[54]
Nicht in der staubigen Flasche
Vermodern mag solch ein Wein, ...
In die Adern des Frühlings verlodern,
In die Stürme will er hinein.
Leuchtend in den Lüften
Zersprüht die gold'ne Fluth ...
Nun mische dich, Sonnenfeuer,
Mit des Frühlings Rosenblut.
Sei köstlicher Samen dem Boden,
Daß, wo ein Tropfen fließt,
Bald duftend und flammenlockig
Eine Rose leuchtend entsprießt ...
Ein üppiger Blüthenschleier
Hinflute über das Land,
Wie ein von Gott gewobnes
Strahlendes Gewand.
Und wenn sich zwei begegnen
In solchem Blumenhain,
Dann ziehe klingend die Liebe
In ihre Herzen hinein.
Buchempfehlung
Nach zwanzig Jahren Krieg mit Sparta treten die Athenerinnen unter Frührung Lysistrates in den sexuellen Generalstreik, um ihre kriegswütigen Männer endlich zur Räson bringen. Als Lampito die Damen von Sparta zu ebensolcher Verweigerung bringen kann, geht der Plan schließlich auf.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro