Am heiligen Pfingstfest


Der Göttliche Herz-Tempel

[85] Nach der Singweise: Jesu, du mein liebstes Leben.


1.

Gottes Odem und Verwandter,

Gott von Gotte, Geister-Geist,

Der du, Jesu Abgesandter,

Himmel-ab auf Erd gereist!

Sey willkommen! Trost der Herzen,

Liecht der Seelen, bäster Gast,

Sinnen-Sonne, Freuden-Glast

In den trüben Trübsal-Schmerzen,

Geber aller guten Gab!

Willkomm kommest du herab.


2.

Jesus und sein Vater sollen

Neben dir mir willkomm seyn,

Weil sie (ach der Ehre!) wollen

Beyde bey mir ziehen ein.

Du solst ihnen Wohnung machen,

Drüm sie senden dich voran.

Thu dann du, was ich nicht kan:

Schmück mein Herz mit edlen Sachen,

Daß diß Haus mög schön und rein

Solcher Gäste würdig seyn.


3.

Glaub muß ihnen gehn entgegen,

Demut muß aufwarten hier

Und die Lieb der Gäste pflegen:

Diese Gaben bring mit dir

Und was sonst mir ist vonnöten.

Ach der hohen Gnaden-Sach,

Daß will unter diesem Dach

Gott, der Herren Herr, eintreten.

Ja er kehret nicht nur ein,

Ich soll seine Wohnung seyn.


4.

Gosse Herren bringen Gaben.

Was wird mangeln mir forthin,

Wann ich Gott zum Gast werd haben

Und wann sein Palast ich bin?

Weiche, Welt! weich, Höll und Sünde!

Fleisches-Lüste, weicht von mir,

Daß der Geist des Himmels hier

Nicht, was ihm zuwider, finde.

Nun so komm zu mir, mein Hort,

Bis ich zu dir komme dort.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 85-86.
Lizenz:
Kategorien: