Die Eine

[360] Eine holde kenn' ich, Eine

(Weiter auf der ganzen Welt

Giebt es solcher Frauen keine!)

Die gefangen nimmt und hält

Was vor Augen ihr sich stellt.

Glänztest du in Silberhaaren,

Gaukeltest in Knabenjahren,

Wärst ein Weiser oder Held,

Lebt in dir auch eine Welt:

Wenn du einen Blick empfingest,

Wie nur sie ihn blicken kann,

Einmal ihr zur Seite gingest,

Hörtest was ihr Geist ersann,

In die Kenntnis einmal drängest,

Die sie spielend sich gewann,

Und zu Höhen, die ein Mann

Kaum erforscht, mit ihr dich schwängest,

O mit Mund und Herzen dann

Sprächest du: Ich bet dich an!

Quelle:
Heinrich Christian Boie. Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert von Karl Weinhold, Halle 1868, S. 360-361.
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