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[229] Wer lästert gott mitt flůchen / schweren
Der lebt mit schand / vnd styrbt on eren
We dem / der sollchs ouch nit důt weren
Die größsten narren ich ouch kenn
Die ich nit weiß wie man sie nenn
Die nit benügt an aller sünd
Vnd das sie sint des tüfels kynd
Sie müssen öfflich zougen das
Wie sie sygen jnn gottes haß
Vnd haben jm gantz widerseyt
Der hebt gott syn omächtikeyt[230]
Der ander / jm syn marter für
Syn myltz / syn hyrn / syn kröß / vnd nyer
Wer yetz kan vngewonlich schwür
Die dann verbietten důnt all recht
Den haltt man / für eyn fryschen knecht
Der můß eyn spieß / eyn armbrust han
Der gtar alleyn / wol vier bestan
Vnd vß der fläschen freydig syn
Mörtlich schwür důt man by dem wyn
Vnd by dem spyel / vmb wenig gelt
Nit wunder wer / ob gott die weltt
Durch solche schwür / ließ vnder gon
Oder der hymel bräch dar von
So lästert / vnd geschwächt man gott
All erberkeyt ist leyder dott
Vnd gatt mit recht / keyn straff dar noch
Des lyden wir vil plag / vnd roch
Dann es so öfflich yetz geschycht
Das es all weltt merckt / hört / vnd sicht
Nit wunder / ob gott selber rycht
Gott mags die leng vertragen nycht
Dann er entpfalh / das man solt důn
Versteynen / der Israhelyten sün
Sennacherib / der flůchet gott
Vnd wart geplagt mit schand / vnd spot
Lycaon / vnd Mezencius
Entpfand das / vnd Antyochus
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
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