Möllergesellen

[378] Dor prügeln de Möllergesellen

dor baben all wedder sick af;

nu will ick di mal wat vertellen,

un sünd't ok man olle Kamellen

un dösch ick man leddiges Kaff.
[378]

De Winter – de Winter de kümmt nu,

un wenn vör din Dönsk he nu sitt,

dat pickelsteenkolt is dor buten,

denn kriegen witt Blömers de Ruten,

witt Blömers as Lilgen so witt.


Un schint denn de Vullmand dor achter,

denn blänkern de Ruten so blank

in richtige Eddelsteenpracht se,

denn blitzen so hell in de Nacht se,

as wiren rod' Rosen dormank.


Un bullert denn lustig din Aben,

is warm dat, wu dull dat ok friert,

ründüm di un ünnen un baben,

un wust denn den Winter nich laben,

denn büst du sonn Winter nich wirt.


Dor prügeln de Möllergesellen

dor baben all wedder sick af;

nu möt ick di noch wat vertellen,

un sünd't ok man olle Kamellen

un dösch ick man leddiges Kaff.


Din Winter – din Winter de kümmt nu.

Kik, wu up din Schullern he sitt!

As wirst du'n richtigen Möller,

so hett all instöwt di dat Öller,

so witt büst, allœwer so witt.


De Frost de hett snurrig väl Blömers

di malt üm din Ogen un Münd;

'ne kakelsnaksche Ort Bläder

hett teekent dat rusig oll Wäder

grad œwer din Branen di ründ.


De Blomen de sehn all so duff ut,

un säd ick: smuck laten se di,[379]

un wat as'n Struß se utsegen,

denn müßt as'n Spitzbow ick leegen,

un denn wir keen wohr Wurt dorbi.


Brennst achter din Ruten in'n Aben

du œwerst dat richtige Holt,

is hell in din'n Kopp di dat baben,

denn wœl wi din'n Winter di laben,

denn büst du, denn würrst du nich olt.


Un gläuht gor din Hart dor noch achter,

denn blänkern de Blomen so blank

in richtige Eddelsteenpracht se,

denn blitzen so hell dörch de Nacht se,

as wir'n rod' Rosen dormank.


Dor prügeln de Möllergesellen

dor baben all wedder sick af;

dat müßt ick di doch man vertellen,

un sünd't ok man olle Kamellen

un dösch ick man leddiges Kaff!


Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 378-380.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon