Das Pusterohr

Das Pusterohr

[499] Hier sitzt Herr Bartelmann im Frei'n

Und taucht sich eine Brezel ein.


Das Pusterohr

[499] Der Franz mit seinem Pusterohr

Schießt Bartelmann ans linke Ohr.

Das Pusterohr

»Ei, Zapperment« – so denkt sich der –

»Das kam ja wohl von unten her!«


Das Pusterohr

[500] »Doch nein« – denkt er – »es kann nicht sein!«

Und taucht die Brezel wieder ein.

Das Pusterohr

Und – witsch – getroffen ist die Brezen,

Herrn Bartelmann erfaßt Entsetzen.


Das Pusterohr

[501] Und – witsch – jetzt trifft die Kugel gar

Das Aug', das sehr empfindlich war.

Das Pusterohr

So daß dem braven Bartelmann

Die Träne aus dem Auge rann.


Das Pusterohr

[502] »Ei, Zapperment« – so denkt sich der –

»Das kommt ja wohl von oben her!« –

Das Pusterohr

Aujau! er fällt – denn mit Geblase

Schießt Franz den Pfeil ihm in die Nase.


Das Pusterohr

[503] Da denkt Herr Bartelmann: »Aha!

Dies spitze Ding, das kenn' ich ja!«

Das Pusterohr

Und freudig kommt ihm der Gedanke:

Der Franz steht hinter dieser Planke!


Das Pusterohr

[504] Und – klapp! schlägt er mit seinem Topf

Das Pusterohr tief in den Kopf!

Das Pusterohr

Drum schieß mit deinem Püstericht

Auf keine alten Leute nicht!
[505]


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 499-506.
Lizenz:

Buchempfehlung

Musset, Alfred de

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon