Die ängstliche Nacht

Die ängstliche Nacht

[263] Heut bleibt der Herr mal wieder lang.

Still wartet sein Amöblemang.


Die ängstliche Nacht

Da kommt er endlich angestoppelt.

Die Möbel haben sich verdoppelt.
[263]

Die ängstliche Nacht

Was wär denn dieses hier? Ei ei!

Aus einem Beine werden zwei.


Die ängstliche Nacht

Der Kleiderhalter, sonst so nütze,

Zeigt sich als unbestimmte Stütze.
[264]

Die ängstliche Nacht

Oha! Jetzt wird ihm aber schwach.

Die Willenskräfte lassen nach.


Die ängstliche Nacht

Er sucht auf seiner Lagerstatt

Die Ruhe, die er nötig hat.
[265]

Die ängstliche Nacht

Auweh! der Fuß ist sehr bedrückt;

Ein harter Käfer beißt und zwickt.


Die ängstliche Nacht

Der Käfer zwickt, der Käfer kneift;

Mit Mühe wird er abgestreift.
[266]

Die ängstliche Nacht

Jedoch die Ruhe währt nicht lange;

Schon wieder zwickt die harte Zange.


Die ängstliche Nacht

Er dreht sich um, so schnell er kann;

Da stößt ihn wer von hinten an.
[267]

Die ängstliche Nacht

Habuh! Da ist er! Steif und kalt;

Ein Kerl von scheußlicher Gestalt.


Die ängstliche Nacht

Ha, drauf und dran! Du oder ich!

Jetzt heißt es, Alter, wehre dich!
[268]

Die ängstliche Nacht

Heiß tobt der Kampf, hoch saust das Bein;

Es mischt sich noch ein Dritter drein.


Die ängstliche Nacht

Die ängstliche Nacht

[269] Doch siehe da, der Feind erliegt.

Der Kampf ist aus, er hat gesiegt.


Die ängstliche Nacht

Gottlob, so kommt er endlich nun

Doch mal dazu, sich auszuruhn.
[270]

Die ängstliche Nacht

Doch nein, ihm ist so dumpf und bang;

Die Nase wird erstaunlich lang.


Die ängstliche Nacht

Und dick und dicker schwillt der Kopf;

Er ist von Blech, er wird zum Topf;
[271]

Die ängstliche Nacht

Wobei ein Teufel voller List

Als Musikus beschäftigt ist.


Die ängstliche Nacht

Wie er erwacht, das sieht man hier:

Ein jedes Haar ein Pfropfenziehr.
[272]


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 263-273.
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