|
[263] Heut bleibt der Herr mal wieder lang.
Still wartet sein Amöblemang.
Da kommt er endlich angestoppelt.
Die Möbel haben sich verdoppelt.
[263]
Was wär denn dieses hier? Ei ei!
Aus einem Beine werden zwei.
Der Kleiderhalter, sonst so nütze,
Zeigt sich als unbestimmte Stütze.
[264]
Oha! Jetzt wird ihm aber schwach.
Die Willenskräfte lassen nach.
Er sucht auf seiner Lagerstatt
Die Ruhe, die er nötig hat.
[265]
Auweh! der Fuß ist sehr bedrückt;
Ein harter Käfer beißt und zwickt.
Der Käfer zwickt, der Käfer kneift;
Mit Mühe wird er abgestreift.
[266]
Jedoch die Ruhe währt nicht lange;
Schon wieder zwickt die harte Zange.
Er dreht sich um, so schnell er kann;
Da stößt ihn wer von hinten an.
[267]
Habuh! Da ist er! Steif und kalt;
Ein Kerl von scheußlicher Gestalt.
Ha, drauf und dran! Du oder ich!
Jetzt heißt es, Alter, wehre dich!
[268]
Heiß tobt der Kampf, hoch saust das Bein;
Es mischt sich noch ein Dritter drein.
[269] Doch siehe da, der Feind erliegt.
Der Kampf ist aus, er hat gesiegt.
Gottlob, so kommt er endlich nun
Doch mal dazu, sich auszuruhn.
[270]
Doch nein, ihm ist so dumpf und bang;
Die Nase wird erstaunlich lang.
Und dick und dicker schwillt der Kopf;
Er ist von Blech, er wird zum Topf;
[271]
Wobei ein Teufel voller List
Als Musikus beschäftigt ist.
Wie er erwacht, das sieht man hier:
Ein jedes Haar ein Pfropfenziehr.
[272]
Buchempfehlung
1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.
220 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro