|
[256] Der Wind der weht, die Nacht ist kühl.
Nach Hause wandelt Meister Zwiel.
Verständig, wie das seine Art,
Hat er den Schlüssel aufbewahrt.
[256]
Das Schlüsselloch wird leicht vermißt,
Wenn man es sucht, wo es nicht ist.
Allmählich schneit es auch ein bissel;
Der kalten Hand entfällt der Schlüssel.
[257]
Beschwerlich ist die Bückerei;
Es lüftet sich der Hut dabei.
Der Hut ist naß und äußerst kalt;
Wenn das so fortgeht, friert es bald.
[258]
Noch einmal bückt der Meister sich,
Doch nicht geschickt erweist er sich.
Das Wasser in dem Fasse hier
Hat etwa null Grad Reaumur.
[259] Es bilden sich in diesem Falle
Die sogenannten Eiskristalle.
Der Wächter singt: Bewahrt das Licht!
Der kalte Meister hört es nicht.
[260]
Er sitzt gefühllos, starr und stumm;
Der Schnee fällt drauf und drum herum.
Der Morgen kommt so trüb und grau;
Frau Pieter kommt, die Millichfrau;
[261]
Auch kommt sogleich mit ihrem Topf
Frau Zwiel heraus und neigt den Kopf.
»Schau schau!« ruft sie, in Schmerz versunken,
»Mein guter Zwiel hat ausgetrunken!
Von nun an, liebe Madam Pieter,
Bitt ich nur um ein Viertel Liter!«
[262]
Buchempfehlung
Simon lernt Lorchen kennen als er um ihre Freundin Christianchen wirbt, deren Mutter - eine heuchlerische Frömmlerin - sie zu einem weltfremden Einfaltspinsel erzogen hat. Simon schwankt zwischen den Freundinnen bis schließlich alles doch ganz anders kommt.
52 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro