Eine milde Geschichte

Eine milde Geschichte

[229] Selig schwanket Bauer Bunke

Heim von seinem Abendtrunke.


Eine milde Geschichte

Zwar es tritt auf seinen Wegen

Ihm ein Hindernis entgegen,


Eine milde Geschichte

[229] Und nicht ohne viel Beschwerden

Kann es überwunden werden,


Eine milde Geschichte

Aber, siehst du, es gelingt

Schneller, als ihm nötig dünkt.
[230]

Eine milde Geschichte

Pfeife läßt er Pfeife sein,

Drückt sich in sein Haus hinein


Eine milde Geschichte

Und begibt sich ohne Säumen

Hin zu seinen Zimmerräumen,

Wo Frau Bunke für die Nacht

Einen Teig zurechtgemacht.
[231]

Eine milde Geschichte

Unverzüglich, weil er matt,

Sucht er seine Lagerstatt.


Eine milde Geschichte

Diese kommt ihm sehr gelegen,

Um darin der Ruh zu pflegen.
[232]

Eine milde Geschichte

Oh, wie wonnig schmiegt das Mus

Sich um Kopf, Leib, Hand und Fuß.


Eine milde Geschichte

Doch, wie sich der Mund bedeckt,
[233]

Eine milde Geschichte

Wird er ängstlich aufgeschreckt.


Eine milde Geschichte

Schnell, mit unterdrückter Klage,

Sucht er eine andre Lage.
[234]

Eine milde Geschichte

Auf dem Bauche ruht er milde,

Wie die Kröte mit dem Schilde.


Eine milde Geschichte

Lange bleibt er so nicht liegen.

Ihn verlangt es Luft zu kriegen.
[235]

Eine milde Geschichte

Ach, Frau Bunke steht erschrocken;

Ihre Lebensgeister stocken.


Eine milde Geschichte

Traurig führet sie den Besen;

Kummer füllt ihr tiefstes Wesen;

Weinen kann ihr Angesicht,

Aber backen kann sie nicht.[236]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 229-237.
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