Donner und Blitz

Donner und Blitz

[132] Hier sitzt Knopp am selbigen Morgen

Greulich brütend im Stuhl der Sorgen;

Tyrann vom Scheitel bis zur Zeh;

Und heftig tut ihm der Daumen weh.
[132]

Donner und Blitz

Ei schau! Die Liese ist wiedergekommen!

Ist Knopp egal. Man hört ihn brommen.
[133]

Donner und Blitz

Reumütig nahet Frau Doris sich.

Knopp zeigt sich als schrecklicher Wüterich.
[134]

Donner und Blitz

Perdatsch! – Mit einem großen Geklirr

Entfernt er das schöne Porzlangeschirr.
[135]

Donner und Blitz

Dann klopft er über den ganzen Graus,

Ohne Rücksicht zu nehmen, die Pfeife aus.
[136]

Donner und Blitz

Mit Tränen tritt Frau Doris hervor

Und sagt ihm ein leises Wörtchen ins Ohr.

Dies Wort fährt ihm wie Donner und Blitz

Durch Kopf, Herz, Leib in den Sorgensitz;
[137]

Donner und Blitz

Und tief erschüttert und allsogleich

Zeigt er sich milde, gerührt und weich.
[138]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 132-139.
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