Fünftes Kapitel

Fünftes Kapitel

[113] Ganz arglos auf dem Schillerplatzel

Geht Kunos Freund, der Herr v. Gnatzel.


Fünftes Kapitel

Ein netter Herr, ein lieber Mann.

Der Kuno pumpt ihn freudig an.
[113]

Fünftes Kapitel

Freund Gnatzels Züge werden schmerzlich.

Er spricht gerührt: »Bedaure herzlich!

Recht dumm! Vergaß mein Portemonnaie!

Geduld bis morgen früh! Adieu!«


Fünftes Kapitel

Von nun an ist es sonderbar,

Wie Gnatzel schwer zu treffen war.

Oft naht sich dieser Freund von ferne,

Und Kuno grüßte ihn so gerne;


Fünftes Kapitel

[114] Doch kommt er nie zu seinem Zwecke;

Freund Gnatzel biegt um eine Ecke.


Fünftes Kapitel

Oft sucht ihn Kuno zu beschleichen,

Um ihn von hinten zu erreichen;

Freund Gnatzel merkt es aber richtig,

Grad so, als ob er hintersichtig,


Fünftes Kapitel

[115] Schlüpft in die Droschke mit Geschick

Und läßt den Kuno weit zurück. –


Fünftes Kapitel

Der Kuno blickt in eine Schenke.

Sieh da! Freund Gnatzel beim Getränke!


Fünftes Kapitel

[116] Doch schnell entschlüpft er dem Lokal

Durchs Hinterpförtchen, wie ein Aal. –


Fünftes Kapitel

Der Kuno sieht in dieser Not

Nur noch ein einzig Rettungsboot.

Er hat, von Schöpfungsdrang erfüllt,

Verfertigt ein historisch Bild:

Wie Bertold Schwarz vor zwei Sekunden

Des Pulvers große Kraft erfunden.

Dies Bildnis soll der Retter sein.

Er bringt es auf den Kunstverein.[117]

Leicht kommt man an das Bildermalen,

Doch schwer an Leute, die 's bezahlen.

Statt ihrer ist, als ein Ersatz,

Der Kritikus sofort am Platz.


Nach diesem, ach leider! so wahren Vermerke

Fahren wir fort im löblichen Werke.


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 4, Hamburg 1959, S. 113-118.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Maler Klecksel
Balduin Bählamm / Maler Klecksel
Maler Klecksel
Maler Klecksel

Buchempfehlung

Schlegel, Dorothea

Florentin

Florentin

Der junge Vagabund Florin kann dem Grafen Schwarzenberg während einer Jagd das Leben retten und begleitet ihn als Gast auf sein Schloß. Dort lernt er Juliane, die Tochter des Grafen, kennen, die aber ist mit Eduard von Usingen verlobt. Ob das gut geht?

134 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon