|
[521] Die hübschen Bäschen bitten sehr:
»Ach, Vetter Franz! reit' mal umher!«
[521] Und Franz, natürlich gleich bereit,
Gewinnt das Tier durch Freundlichkeit.
Schon sitzt er drauf und kommt nicht weiter,
Worob die Basen äußerst heiter.
[522] Er denkt: »Ja wart'! du wirst schon gehn!
Ich muß dich 'mal beim Schwanze drehn!«
Jetzt brennt er ihm am Kreuz herum,
Den Esel ziehn die Schmerzen krumm.
[523] Und er, der eben noch verstockt,
Ermuntert sich und springt und bockt.
Im Eck, wo die Geräte hängen,
Sucht er den Vetter zu bedrängen.
[524] Nun druckt er gar nach hint' hinaus
Ins glasbedeckte Blumenhaus.
Da steht die bittre Aloe,
Setzt man sich drauf, so tut es weh.
[525] Die treibt durch ihre Dorne
Den Esel schnell nach vorne.
Und – schwupp! – kommt Vetter Franz im Bogen
Auf die Kusinen zugeflogen.
[526] Und – plauz! perdautz! – geht's über Kopf
Durch Butter und durch Millichtopf.
Am Schluß bemüht ein jeder sich,
Hinwegzutun, was hinderlich.
[527]
Buchempfehlung
Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.
32 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro