Leich-Text

[81] Ps. 103. Vers 15-18.


Ach wie hat der Mensch sein Leben

Doch so plötzlich auff zu geben!

Ist nicht seine gantze Zeit

Graß, das bald wird abgemeyt?

Zwar er blüht vnd ist zu schawen

Wie die Blum auff grüner Awen,

Die sich in den Sommer-Tagen

Schön vnd prächtig pflegt zu tragen.


Wenn ein Wind sie nur berühret,

So wird sie nicht mehr gespüret,

Ja sie weiß nicht eins dabey,

Wo sie vor gestanden sey:

Aber Gottes reiche Güte

Vnd sein Väterlich Gemüte

Muß ob denen ewig walten,

Die in seiner Furcht sich halten.


Sein gerechtes Recht wird bleiben,

Weil sich Tag' vnd Nächte treiben,

Reicht auff derer Kindes Kind,

Die in seinem Bunde sind,

Vnd nicht fleiß noch Arbeit sparen

Ihn im Hertzen zu bewahren,

Die auff sein Wort achtung geben,

Daß sie nach demselben leben.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 81.
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