Schuldiges Trost-Lied

Betracht ich brünstig im Gemüth,

Herr, allen Reichthum deiner Güt'

Und was du mir erwiesen,

An Lieb und Trew

Die täglich new

Und nie gnug ist gepriesen,


Brech' ich mit allem Recht heraus,

Gott, was ich bin, was ist mein Hauß,

Daß du mich hieher führest,

Beschirmest mich,

Und väterlich

Mit dieser Gnade zierest:


Ich bin der wunderlichen Ding',

Herr, viel zu unwehrt und gering,

Was ist der Mensch, die Erde,

Was seine Zier,

Daß er von dir

Groß angesehen werde?


Was hat er daß dich fangen kan?

Und du nimst sein dich also an,

Daß du dein Hertz und Leben

In alle Noth,

Ja in den Todt

Des Creutzes hast gegeben.


Du deckest sein Gebrechen zu,

Und krönest ihn mit Gnüg vnd Ruh,

Legst deiner Engel Wache

Rings vmb ihn her,

Daß kein Beschwer

Ohn dich an Ihn sich mache.


Dieß alles thust du auch bey mir,

Was bin ich wieder schuldig dir?

Ein Hertz was dich nur liebet,

Und dir allein

In Lieb und Pein

Demütig sich ergiebet.
[94]

Ich aber wolte deine Ruth,

Aus Zärtligkeit vnd Vbermuth

Jtzt nicht gehorsam küssen,

Da doch die Zucht

Mein Bestes sucht

Und seelig mich wil wissen?


Ja Gott, du zeuchst aus dieser Noth

Mein Liebstes durch so frühen Tod

Hinauff in jenes Leben,

Daß ich auch dort

Sol fort vnd fort

Mit meinem Hertzen schweben.


So lass dasselb' auch vmb dich seyn,

Halt es von aller Welt-sucht rein

Vnd deinem Dienst befohlen,

Biß mit der Zeit

Mich dein Geleit

Den Meinen nach wird holen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 81-82,94-95.
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