10. Weinmonat 1650.
Gott geht nicht auff vnsern Wegen,
Seiner ist nicht vnser Rath,
Wie der Himmel ist entlegen
Von der finstern Erden stat,
Also hoch auch fährt sein Sinn
Vber vnsern Vorsatz hin.
Hätt es, Braut, bey dir gestanden,
Du bestündest warlich nicht
Wiederumb in Liebes-Banden,
Denn du woltest Trew vnd Pflicht
Vnserm wehrten Roberthin
Nach dem Tod' auch nicht entziehn.
Dritthalb Jahre sind vergangen,
Seit durchaus dich keine Gunst,
Keine Liebe können fangen
Ohn allein des Höchsten Brunst,
Welchem du mit aller Macht
Hast gedienet Tag vnd Nacht.
Niemand hat bißher vernommen
Dich zu einer Frewde gehn,
Wenn ich nur bin zu dir kommen,
Sah' ich dich betrübet stehn,
Es vertrieben dir die Zeit
Andacht, Still vnd Einsamkeit.
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Bräutgam, Gott hat angesehen,
Wie du dich bißher gekränckt,
Hat auff dein Gebeht vnd flehen
Ihr den harten Sinn gelenckt,
Daß sie sich mit Hertz vnd Hand
Endlich noch zu dir gewand.
Diese schöne Zucht-Geberden,
Dieser thewren Vnschuld Muth,
Der Verstand sol dein nun werden,
Sieh, was Gottes Rath nicht thut:
Roberthinen Glück vnd Zier
Wird nach seinem Tode dir.
Die der Löbnicht hält erkohren,
Der sich warlich sehr erfrewt,
Daß er Sie nicht hat verlohren,
Hätt ein ander Sie gefreyt,
Die den Ruhm der Keuschheit trägt,
Wird dir jetzund beygelegt.
O mit was erfrewten Sinnen
Wirst du an dein Ampt nun gehn,
Wirst viel Seelen Gott gewinnen
Vnd für seiner Herde stehn
Aller Trew vnd Vnschuld voll,
Als ein Seelen-Wächter sol!
Sol ich grosse Wünsch' hie fassen?
Zwar es wäre meine Pflicht,
Gott wird euch vorhin nicht lassen,
Solcher Heyraht fehlt es nicht:
Die Braut bringt durch jeden Trit,
Bräutgam, tausent Segen mit.
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