[Als alles schlief]

[113] Als alles schlief,

Tief in der Nacht,

Hat plötzlich wild der Wald gelacht,

Ein Tod schritt siegend durch die Auen.


Sturmraben kreischten ihm voraus,

Disteln zerstäubten,

Blaue Glocken löschten aus,

Mit scharfen Winden schrie sein Haß,

Wohin er spie, hockten im Gras um alle Stämme

Wie geile rotgequollne Augen

Die tausend feilen roten Schwämme.
[113]

Der Tod schritt siegend durch die Auen.

In braunes Laub, in gelbe Farren

Stürzte mein Leib zu Blut zerhauen.

Der Tod griff grinsend in mein Blut,

Verschlang mein Herz,

Mein Herz war jung noch,

Jung und gut.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 113-114.
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