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[106] Wo bist du · Muse? Du vergisst zu lang

Zu künden was dir schenkt all deinen geist.

Warfst du dein feuer weg für eitlen sang ·

Schwächst deine kraft die niedre stoffe preist?


Kehr um · nachlässige Muse · füll erneut

Mit edlem ton so schlecht verwandte zeit ·

Sing für das ohr das deines lieds sich freut

Und deinem stift kunst und gehalt verleiht.


Auf! Muse · komm! Des liebsten süss gesicht

Schau an: grub Zeit dort eine furche schon?

Und wenn – schreib auf verfall ein spottgedicht ·

Mach dass vom raub der zeit man spricht mit hohn.


Gib ruhm ihm schnelleren gangs als Zeit versehrt ·

Schütz ihn vor ihrer sens' und krummem schwert.[106]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 106-107.
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