JEAN MORÉAS
AUS: SYRTES

[122] Zwischen kastanien und zwischen

Dem weissen · dem blauroten flieder

Hopfen die villa umwinden ·

Hopfen und kriechender efeu ·

Blütentrauben aus vasen

An schwertblatt hängen und linden.


Teure hände mit schmächtigen fingern

Ihr giesst uns das gold der muskaten

In der köstlichen frische der lauben ·

Im köstlichen dufte der saaten ·

Im abend wo töne verhauchen

Von geigen und wechselgesängen.


Bei klagendem plätschern der bronnen

Auf matten und teppichen nieder:

Die trägheit · in den locken · den losen.

Im köstlichen dufte der flieder

Gelindertes leid · müde herzen

In langsamem schmachtendem kosen.[123]


AUS DEM: PÈLERIN PASSIONNÉ
DIE BELEHRUNG

Wir schweifen am gitter des parks entlang

Zur stunde wo der Bär sich neigt ·

Und dabei trägst du – denn ich will's –

Zwischen den bändern in deinem haar

Die blume asfodelos genannt.

Deine augen sehen in meine augen

Zur stunde wo der Bär sich neigt

Und meine augen haben die farbe

Der blume asfodelos genannt.

Deine augen sehen in meine augen ·

Es schwankt dein ganzes wesen ·

Wie der mythische felsen schwankt

(So sagt man) bei der berührung

Der blume asfodelos genannt.


Ich wurde geboren am strand eines meeres dess farbe

An milde dem saphir des orients gleichkommt. Lilien

Spriessen im sande dort · ach! sind sie nicht dein betrübtes

Antlitz · die lilien die bleichen am heimatlichen gestade ·

Ist es dein zierlicher leib nicht · der ragende stengel

Der lilien am heimatlichen gestade?

O liebe du duldetest nimmer dass frohe begierde

Uns leitete · ach! sind das nicht deine augen ·

Das zittern der wasser am heimatlichen gestade?

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 122-124.
Lizenz:
Kategorien: