De Krautfru

[35] »Kraut! Kraut!«

De Heiders slapt gehöri ut,

Hier sünd noch Luken vœr.

Uns Annre ward dat nich so gut,

Wi mœt der fix hendœr!

Ik kam nu al vunn Butendik

Ut't natte kole Haf;

De reckt sik mal un wunnert sik –

Un seilt noch wedder af.


»Kraut! Kraut!«

De Dare pumpt ęr Ammer vull:

»Kraut! lębendi un krall!

Min Deern, wenn'k jümmer töben schull,

Warn se vœr Abnd ni all.«[36]

Dar kumt Een mit en Achndeelssett:

»Min Kind, de Kraut sünd rar! –

Scheerkrauten? nę! de weern ni fett,

De wasst bet tokum Jahr.«


»Kraut! Kraut!«

Wa weer de Jümfer al in Staat,

In Schoh un Strümp un all!

De Hals so witt, de Haar na'n Draht,

As schull se glik to Ball!

Un Unserener stiggt barfot

Vun Büsum na de Heid,

Un hett se denn ęr Solt op Brot,

So ist aln grote Freid.


»Kraut! Kraut!«

Wa lett dat Mark doch wunnerschön

Mit all de Lust un Pracht!

Un rund herum de Böm so grön,

Dat Allens lęvt un lacht!

Un Hus bi Hus en Bank so witt

Un Finstern spegelglatt,

Un de dar binn' un buten sitt,

De lęvt un freit sik satt.


»Kraut! Kraut!«

O wahn ik hier un harr min Brot

Un keek hier Sünnabnds ut!

Mi dünkt, mi weer dat Hart so grot,

As wull't mi baben rut.[37]

De Boden all in Sünnenschin,

De Wagens un de Pęr:

Mein Gott! wa kunn ik glücklich sin,

Wenn'k blot en Heider weer!


»Kraut! Kraut!«

Wa weer de Mann doch dodenblass,

De dar ut't Finster kik!

Bewahre! ik entzück mi fast

Un meen, ik seeg en Lik! –

Nę, lewer sund un guden Moth,

As krank un inne Heid!

Bewahr mi man de lewe Gott,

Dat mi't nie slechter geit!

Quelle:
Klaus Groth: Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten, Berlin 1968, S. 35-38.
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