Die Ergebenheit Gottes

[10] Trost-Lied.


Nach der Stimme: Jesu, du mein liebstes Leben, usw.


1.

Jesu, Quell verlangter Freuden,

Meine Hoffnung und mein Heil,

Du, mein Trost in allem Leiden,

Bist mein auserwehlter Theil.

Der du uns pflegst zu entbinden

Von der Sünd und Missethat,

Die uns offt gekräncket hat:

Laß dich meine Seele finden,

Die du dir erwehlet hast,

Und sey ihr vergnügter Gast.


2.

Du Herr Himmels und der Erden

Hast dir mein Hertz ausgeschaut:

Laß mich nicht zu Schanden werden,

Denn ich hab dir stets vertraut.

Leite mich auf deinem Wege

Durch deß Wortes sanfften Stab,

Daß ich nicht kan weichen ab;

Führ mich auf dem schmalen Stege

Wie die Seul und Fewer-wolk

Israel, dein wehrtes Volck.


3.

Ich will dir in meinem Leben

Folgen, wie ich immer kan,

Deinem Geist nicht widerstreben,

Der mich hält auf rechter Bahn.

Alles sinnen, alles wollen,

Die Gedancken, Werck und Wort

Richt ich nach dir fort und fort:

Mein beginnen, thun und sollen

Sey, O Jesu, nicht mehr mein,

Sondern stetig rein und dein.


4.

Aus deß heilgen Geistes triebe

Lob' und Lieb' ich Jesum Christ;

Solche meine waare Liebe

Bleibt beharrlich, wie sie ist.

Diese Lieb ist voller Freuden

Als die schönste Seelenzier,

Und niemand nimmt sie von mir;

Wann ich auch soll endlich scheiden

Mit deß letzten Seufftzers-Noht,

Ist sie stärcker als der Tod.


5.

Weichet nun, ihr Weltgedancken,

Und du Thand der Eitelkeit:

Ihr macht mich nun nicht mehr wancken

Von der Engel Himmels-Freud'.

Alles mag zu Grunde gehen,

Von dem Vnglück unverschont,

Wann nur Christus bey mir wohnt!

Nichts kan lange Zeit bestehen,

Wo du, mein Herr Jesu Christ,

Nicht auch gegenwärtig bist.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 10-11.
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