Der Asra

[40] Täglich ging die wunderschöne

Sultanstochter auf und nieder

Um die Abendzeit am Springbrunn,

Wo die weißen Wasser plätschern.


Täglich stand der junge Sklave

Um die Abendzeit am Springbrunn,

Wo die weißen Wasser plätschern;

Täglich ward er bleich und bleicher.
[40]

Eines Abends trat die Fürstin

Auf ihn zu mit raschen Worten:

»Deinen Namen will ich wissen,

Deine Heimat, deine Sippschaft!«


Und der Sklave sprach: »Ich heiße

Mohamet, ich bin aus Yemmen,

Und mein Stamm sind jene Asra,

Welche sterben, wenn sie lieben.«


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 40-41.
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